Indonesien: Kahlschlag allerorten

Im korruptionsfreudigen Inselreich plündern Beamte die Wälder und den Staatshaushalt

BANGKOK taz ■ Während eines auf der Insel Bali stattfindenden Treffens der in der Consultative Group on Indonesia (CGI) vereinten internationalen Kreditgeber hat das Land die internationale Gemeinschaft aufgefordert, kein illegal geschlagenes Holz mehr zu importieren. Doch mit Baumstämmen allein ist es nicht getan – der größte Teil der illegal geschlagenen Hölzer wird noch in Indonesien weiter verarbeitet.

Nur wenige offizielle Stimmen im Inselreich sind bereit, den Teufelskreis aus Korruption, Staatsverschuldung und Armut auf die Agenda zu hieven. Weltspitze ist das Land zumindest, was seine Entwaldungsrate angeht: Zweieinhalb bis drei Millionen Hektar werden jährlich abgeholzt, etwa 70 Prozent davon illegal. Gab es im Jahr 1950 noch etwa 162 Millionen Hektar Regenwald, waren es 2000 nur noch 98 Millionen. Umweltschützer gehen davon aus, dass es in zwei Jahren auf der Insel Sumatra überhaupt keinen Primärwald mehr geben wird. „Illegales Abholzen ist völlig außer Kontrolle geraten“, klagt Dave Currey von der Environmental Investigation Agency (EIA). In einem neuen Bericht kritisiert EIA einmal mehr, dass die Regierung in Jakarta den Raubbau nicht stoppe. Die Gelder fließen vorwiegend in die Taschen der politischen Elite und der Militärs. Ein Beispiel: der Tanjung-Puting-Nationalpark in Zentralkalimantan. Dort arbeiteten Angestellte des Forstministeriums und die Marine beim illegalen Holzeinschlag Hand in Hand, so EIA.

Das illegale Abholzen der tropischen Regenwälder ist nur ein Beispiel von vielen. Dem Staat gehen durch Korruption jährlich rund 45 Milliarden US-Dollar an Steuereinnahmen durch die Lappen. Das sind 30 Prozent mehr als der gesamte Staatshaushalt. 2,6 Milliarden Dollar werden von den ausländischen Kreditgebern erhofft. Wie diese ihre „Gaben“ wirklich mit der Forderung nach Korruptionsbekämpfung und der Nachhaltigkeit verbinden, bleibt abzuwarten. Für „Nachhaltige Forstwirtschaft“ waren auf der Tagesordnung ganze 45 Minuten angesetzt. Man musste sich das Thema aber mit „Dezentralisierung“ und „Reform des Justizwesens“ teilen.

NICOLA GLASS

Info: www.eia-international.org