Frankreich und Indien schließen Atomvertrag

Wenige Wochen nach Ende des Atom-Lieferstopps hat Indien den Sprung auf den internationalen Atommarkt geschafft

PARIS taz ■ Frankreich und Indien werden künftig ganz offiziell nuklear zusammenarbeiten. Am Dienstag unterzeichneten Indiens Premier Manmohan Singh und der französische Präsident Nicolas Sarkozy im Pariser Élyséepalast den Vertrag über eine Atomkooperation. Indien hat bereits 22 Atomreaktoren und will bis 2023 rund 100 Milliarden Euro in den Ausbau seines Atomparks investieren.

Vorgesehen ist nun eine „erweiterte bilaterale Zusammenarbeit bei der Energieherstellung und der Forschung“. Als Erstes will Paris zwei Europäische Druckwasserreaktoren (EPR) nach Indien liefern. Damit gehört der deutsche Konzern Siemens, der an dem EPR-Hersteller Aréva beteiligt ist, zu den Gewinnern des Atomdeals.

Indien verfügt über Atomwaffen, hat aber den Atomwaffensperrvertrag nie unterzeichnet, der unter anderem internationale Kontrollen vorsieht. Deshalb war die Lieferung von spaltbarem Material und Atomtechnologie seit dem ersten Atomwaffentest Indiens im Jahr 1974 verboten. Erst vor wenigen Wochen wurde das Embargo aufgehoben und der Weg für lukrative Verträge damit geöffnet.

Dass Indien auf diese Weise Zugang zum offiziellen internationalen Atommarkt bekommt, bezeichnen KritikerInnen als „gefährlichen Präzedenzfall“. Schließlich könnte es das angereicherte Uran aus seinen AKWs für den Bau von Atombomben benutzen – und Pakistan zu einem neuen Rüstungswettlauf verleiten. Zugleich schwächt es die Möglichkeiten der „internationalen Gemeinschaft“ gegenüber Staaten, die atomar aufrüsten wollen. DORA