Leicht schwermütige Botschaftseröffnung

Chirac weiht französische Botschaft am Pariser Platz ein und lässt neben Bau die Irakkriegs-Verhinderung hochleben

Nachdenklich, fast ein wenig melancholisch, lässt sich die Szene gestern Nachmittag am Pariser Platz beschreiben. Da hockt Rodins „Denker“, abgesperrt von der Berliner Polizei, einsam und im Regen vor dem Brandenburger Tor. Im Rücken der Skulptur klafft der leere Bauplatz für die US-Botschaft. Ein Symbol? Die Abwesenheit der Amerikaner scheint symptomatisch für das, was vor dem „Denker“ vonstatten geht. La France und Deutschland, setzt euch für den Frieden ein, fordert ein großes Transparent. Doch ob die beiden Protagonisten, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac, die anlässlich der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des Élysée-Vertrags die Französische Botschaft eröffneten, ins ferne Washington, DC, durchdringen werden, ist fraglich. In den Gesichtern der rund 1.000 Schaulustigen stand das jedenfalls geschrieben.

Dabei gäbe es Grund genug, den „Glanz der Botschaft“, wie Chirac sich ausdrückte, fröhlich zu feiern. Christian de Portzamparc hat den Franzosen und der Stadt einen schönen Bau an den Pariser Platz gezaubert, dessen teure 40 Millionen Euro erst im Innern so richtig auftrumpfen. Während die Fassade – gemäß den städtebaulichen Vorgaben – dreigeteilt daherkommt, erst mit einer Rustika (die an das einstige Palais der früheren Französischen Botschaft erinnert), dann einer Glasfront und schließlich dem Attikageschoss, weitet sich der Bau im Innern in hellem Mamor und großen Sälen bis hinüber zur Wilhelmstraße. Der Bau am Pariser Platz repräsentiere das „moderne Frankreich“, meinte Chirac, er sei „elegant, schön und teuer“ – womit der Präsident wohl eher die ewigen Klischees über die Franzosen hervorhob.

Sei’s eben drum. Man hat in der neuen Residenz gefeiert mit Claude Martin, dem eloquenten Botschafter, Johannes Rau, dem alten Bundespräsidenten und viel Musik sowie Champagner. Man hat sich Mühe gegeben, die Schwermut des Tages und die verbalen Attacken aus den USA etwas vergessen zu machen. Gelungen ist das – aber nicht immer.

In der Not sind die Länderchefs zusammengerückt, wie zwei ängstliche Hasen und haben außer der deutsch-französischen Freundschaft noch „einen engen Schulterschluss in allen politischen Fragen“, so Schröder und Chirac, zu demonstrieren versucht. Dies gelte insbesondere für die Irakfrage, wo alles getan werden müsse, einen Krieg zu verhindern.

Rodins „Denker“, wäre er nicht aus Bronze, hätte genickt. ROLA