Für Ernstfall vorbereitet

taz-Serie zu US-Einrichtungen in Deutschland: Das „sicherste Krankenhaus der Welt“ in Landstuhl

von KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Auf das Fisher House ist Col. David A. Rubinstein, Kommandant des größten US-Krankenhauses außerhalb der Vereinigten Staaten, ganz besonders stolz.

In diesem speziellen Gebäude des Landstuhl Regional Medical Centers (LRMC) nämlich, dessen Erweiterungsbau im Dezember 2002 eröffnet wurde, können verwundete oder erkrankte Soldaten in Anwesenheit ihrer Familie behandelt und gepflegt werden – in einem Hotelkomplex mit Krankenzimmern und eigener Klinik. Von der US-Airforce aus allen Teilen der Welt umsonst eingeflogen, zahlen die Angehörigen ganze 10 Dollar am Tag für Übernachtung und Verpflegung. Sie könnten sich dann davon überzeugen, dass die Soldaten dort nach neuesten medizinischen Standards behandelt werden, und das im „sichersten Krankenhaus der Welt“, so der Vorsitzende der Fisher-House-Gesellschaft, Arnold Fisher.

Das LRMC wird von einem 274 Mann starken Airforce-Bataillon bewacht, das Col. Rubinstein untersteht. Und rund fünf Kilometer Luftlinie von der Klinik entfernt liegt die US-Airbase Ramstein im Pfälzer Wald.

Gleich nach seiner Einweihung im Juli 2000 war das Fisher House I schon voll. Die Verwundeten des Terroranschlags auf das Kriegsschiff USS Cole im Oktober 2000 vor der jemenitischen Küste wurden nach Landstuhl gebracht. Die Anschläge vom 11. September 2001, so Fisher, waren dann der Auslöser für den Bau von Fisher House II.

Es gab überhaupt viel Arbeit in den letzten Jahren für die 110 Militärärzte, 40 Assistenzärzte und 250 Schwestern im LRMC. Traumatisierte US-Soldaten, die 1999 von Serben gefangen genommen worden waren, wurden dort psychologisch betreut. Das LRMC behandelte auch Opfer des Anschlags auf die US-Botschaft in Nairobi. Während der Operation „Enduring Freedom“ in Afghanistan 2002 wurden über 1.200 verwundete, traumatisierte oder regenerationsbedürftige GIs in Landstuhl behandelt. Das LRMC nimmt auch verwundete Nato-Soldaten auf, im April 2002 etwa zwei in Afghanistan schwer verletzte kanadische Soldaten.

Das LRMC, das 1953 noch als „American hospital at Landstuhl“ den medizinischen Betrieb aufnahm, verfügt heute über alle medizinischen Abteilungen, die eine Poliklinik auszeichnen. Das Krankenhaus hat eine eigene Blutbank und eine Spezialabteilung für Brandopfer. Das LRMC behandelt nicht nur Verwundete der Airforce und der Army, sondern auch erkrankte Soldaten aus der Region rund um die US-Einrichtungen in Ramstein, Spangdahlem, Baumholder und Kaiserslautern.

Auch auf einen eventuellen Krieg im Irak ist man im LMRC vorbereitet. Kurzfristig kann die Bettenkapazität von jetzt 150 auf 450 erweitert und zusätzliches Personal aus den Staaten eingeflogen werden. Die Fisher-Houses I und II werden dann von den Angehörigen geräumt werden müssen; die „Hotelbetten“ werden zu Lazarettbetten umfunktioniert. Für den Fall der Fälle bietet die deutsche Verbandsgemeinde Landstuhl den Nato-Streitkräften schon einmal Ausweichquartiere in Hotels, Pensionen und Gasthöfen an.