Canberra schickt Truppen

Australiens erstes Truppenkontingent für möglichen Irak-Krieg sticht in See. Der Irak-Konflikt spaltet die Nation

MELBOURNE/TOKIO taz/dpa ■ Australiens konservative Regierung hat gestern mit der Entsendung des ersten Truppenkontingents für eine mögliche Irak-Invasion ein innenpolitisches Minenfeld betreten. Weinende Angehörige, Politiker, Militärs und protestierende Kriegsgegner verabschiedeten in Sydney den Truppentransporter „Kanimbla“ mit 350 Soldaten an Bord.

Die Frage einer Kriegsteilnahme spaltet Australien. Labor-Oppositionschef Simon Crean warf Premier John Howard vor, die Truppenentsendung in diktatorischer Weise beschlossen zu haben. Denn die zugesagte Parlamentsdebatte über den Irakkonflikt hat Howard umgangen. Howard erklärte, er habe den Marschbefehl für die ersten Vorauseinheiten kurz nach einem Anruf von US-Präsident George W. Bush erteilt. Die enge Freundschaft, die Howard mit Bush bekundet und die zur Truppenentsendung geführt hat, dürfte die noch recht hohe Popularität der Regierung in Canberra und vor allem die des Premiers untergraben. Nach der letzten Meinungsumfrage lehnen 62 Prozent der Australier eine Kriegsbeteiligung ohne UN-Mandat strikt ab, nur 6 Prozent sind dafür.

Erstmals in Australiens Geschichte findet ein möglilcher Kriegseinsatz nicht die Zustimmung aller im Parlament vertretenen Parteien. Die Labor-Opposition nennt die Truppenentsendung einen „großen Fehler“. Außenminister Alexander Downer, der nächste Woche Europa besucht, hat nach eigenen Worten nicht die Absicht, Berlin und Paris zur Teilnahme am möglichen Krieg zu überreden.

Japans Regierung hat ihren Landsleuten gestern zum Verlassen der Hauptstadt des Irak geraten. Es bestehe die Möglichkeit, dass es zu militärischen Schlägen komme. Indonesien bereitet laut seinem Außenminister Evakuierungspläne für 27.000 seiner Landsleute im Irak vor.

BORIS B. BEHRSING