Von morgens früh bis nachmittags

Drei neue Ganztagsschulen: Die Wahl fiel auf die Veddel, Wilhelmsburg und Horn. Die Schule am Slomanstieg ist froh. Allerdings kommen hier nur Fünft- bis Neuntklässler in den Genuss. Für Grundschüler ist weiterhin mittags Schluss

von SANDRA WILSDORF

Ein Mann, ein Wort, drei Ganztagsschulen: Laut Koalitionsvertrag sollen jedes Jahr drei Hamburger Schulen zu Ganztagschulen werden. Bei einem Besuch der Schule Slomanstieg auf der Veddel teilte Schulsenator Rudolf Lange (FDP) gestern mit, dass sie bei der nächsten Runde dabei sein wird. Ab dem kommenden Schuljahr sollen außerdem das Gymnasium St. Georg in Horn und die Grundschule der Gesamtschule Wilhelmsburg Ganztagsschulen werden. Lange erklärte, man habe gezielt Schulen in sozialen Brennpunkten ausgesucht. Ihm gefällt die Schule allerdings auch deshalb „weil sie den zweitschönsten Blick auf das Olympiagelände hat.“ Den schönsten verortete er im Hotel am den Elbbrücken.

Für die einzige Schule auf der Veddel geht ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Die Grund- und Hauptschule hat seit Jahren immer wieder entsprechende Anträge gestellt. „Für die Veddel ist das besonders wichtig“, sagt Schulleiterin Hiltrud Kneuer, „wir haben hier über 80 Prozent Ausländer, Kinder aus 26 Nationen.“ Die Schule sehe ihre Hauptaufgabe darin, ihnen Deutsch beizubringen, „wir können effektiver lernen, wenn wir mehr Zeit haben.“

Die Schule will deshalb eine obligatorische Ganztagsschule werden, der Schultag soll für alle bis 16 Uhr dauern. Weil auch die Nachmittage verpflichtend sind, muss nicht der ganze Unterricht am Vormittag erteilt werden. „Wir können den Tag besser gestalten und rhythmisieren, wir können morgens wie nachmittags lernen, Sport und Kunst machen.“ Mittags gibt es für alle eine einstündige Pause und ein gemeinsames Mittagessen – aus der neuen Produktionsküche. Anders als bei vielen anderen Schulen soll das Essen nicht angeliefert, sondern auch vor Ort zubereitet werden.

Das Projekt wird von Schul- und Baubehörde gemeinsam finanziert. Denn die Küche soll nicht nur versorgen, sondern jungen Menschen aus dem Stadtteil auch gleich noch Beschäftigung und Berufsorientierung bieten. Als möglicher Träger ist die Rathauspassage im Gespräch. Details aber stehen noch nicht fest. Auch über die Zahl der zusätzlichen Lehrer müssen Schule und Behörde noch verhandeln.

Anneli Schröder und Annegret Buthmann sind seit zehn Jahren Elternratsvorsitzende an der Schule Slomanstieg und kämpfen fast so lange für eine Ganztagsschule. „Wir hoffen, dass jetzt nicht mehr so viele Kinder nach der Grundschule in andere Gegenden abwandern“, sagt Anneli Schröder. Bisher sei aus drei vierten Klassen oft nur eine fünfte geworden.

„Warum seid ihr alle hier?“, fragt ein Erstklässler den Senator. „Weil ihr künftig auch nachmittags zur Schule gehen sollt“, sagt der. „Nachmittags? Da gehe ich in den Kindergarten“, sagt ein Junge. Und das wird auch weiterhin so bleiben. Denn die ganze Sache hat einen kleinen Haken. Nicht die komplette Grund- und Hauptschule wird zur Ganztagseinrichtung, sondern nur die Klassen 5 bis 9. Und so kommen zunächst nur 180 der insgesamt 540 Schüler in den Genuss.

Schulleiterin und Eltern sind trotzdem froh und hoffen, „dass das Ganztagsangebot auf die Grundschule ausgedehnt wird“, sagt Annegret Buthmann. Langfristig träumt sie davon, „dass wir auch eine Realschule haben.“

Lange betont, die Behörde wäre sofort in der Lage „viele weitere Ganztagsschulen in Hamburg zu schaffen, wenn der Bundeskanzler das angekündigte Geld rausrückt.“ Vier Milliarden Euro will der Bund spendieren, und jede vierte deutsche Schule zur Ganztagsschule machen. Momentan machen gerade mal 38 der insgesamt 374 staatlichen Hamburger Schulen Ganztagsangebote. Bei der Behörde liegen noch Anträge von 17 weiteren Schulen in der Schublade, und etwa alle zwei Wochen kommt ein neuer hinzu.