piwik no script img

kurzkritik: „woyzeck – nicht vermittelbar“Tanz vor den Klobürsten

Zugegeben, viel haben sie nicht von Georg Büchners Original übrig gelassen, die 18 SchülerInnen von Schulzentrum Kurt-Schumacher-Straße (KSA). Und das nicht nur, weil ihr „Woyzeck“ – Untertitel: „Nicht vermittelbar“ – kein klassisches Drama ist, sondern ein Fragment aus modernem Tanztheater und frei assoziierenden Schauspielszenen. Und eine sehr gelungene Neuinterpretation eines des meistgespielten Stücke der Theatergeschichte.

In Zusammenarbeit mit dem Tanzwerk Bremen hat der Kurs „darstellendes Spiel“ am KSA den Text von 1837 in die Gegenwart gehoben. Aus der Geschichte des einfachen Soldaten Franz Woyzeck, der zum Mörder seiner Geliebten wird, entstand eine düstere Sozialkritik, in der es um Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung geht, um enttäuschte Berufswünsche und Konsumkritik, um Hartz IV-Empfänger, die statt 4,20 Euro pro Tag zum Essen von geldgierigen Wissenschaftlern eine Nahrungspille verabreicht bekommen. Und die Rettung der Geliebten offenbart sich in einer Beamtenpension.

Der Originaltext taucht hier nur mehr in einzelnen Versatzstücken auf. Die Inszenierung arbeitet mit sparsamen Mitteln, vor dem Hintergrund einer Installation aus weißen Klobürsten. Licht und Ton sind professionell, die Tanzszenen – dort, wo es sie gibt – durchaus gekonnt. Das ist auch Bühnen jenseits einer Schule würdig. JAN ZIER

Nächste Aufführungen: 30. Oktober, MOKS sowie 11. und 12. Dezember, KSA

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen