was macht eigentlich ...Hans-Olaf Henkel?

Saubere Visionen

So ein Industrieboss, der weiß, was er sagt. Und wenn er dann auch noch Ex-Industrieboss ist, genauer gesagt der ehemalige Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, dann kann er keine Rücksicht nehmen, etwa beim Interview mit der Bild. Weil man ihm, dem parteipolitisch Unabhängigen, abnimmt, dass er das, was er sagt, auch glaubt. Glaubt zumindest Hans-Olaf Henkel von sich selbst und verstreut dann großzügig Lob über Berlin. Finanzsenator Thilo Sarrazin etwa sei sehr tüchtig, streng und zielbewusst. Oder Klaus Wowereit: mutig. Selbst für PDS-Kultursenator Thomas Flierl fällt ein Lob ab, denn er sei im Gegensatz zu seiner Vorgängerin ein Anwalt der Wissenschaft und nicht nur der Kultur. Nur Harald Wolf kennt Henkel nicht. Wirtschaftssenatoren hält der 62-Jährige aber eh für verzichtbar. Schon Wolfs Vorgänger Gregor Gysi sei „mehr eine touristische Attraktion“ gewesen. Aber nicht nur mit den Großkopferten kennt sich Henkel aus. Der Mitte-Bewohner fährt schließlich Fahrrad und U-Bahn, zudem wohnte schon seine erste Freundin in Berlin, damals 1958. So fällt ihm auf, dass die Stadt nicht nur „Visionen“ braucht – „Krise als Chance“ oder Länderfusion und so’n Zeugs. Nein, gegen vermeintliche Kleinigkeiten müsse man vorgehen: die „Verlotterung der Stadt“. Das „Graffiti-Unwesen“. Und natürlich die lästigen Punker am S-Bahnhof Friedrichstraße mit ihren bellenden Hunden. Ja, das Elend kann einem schon so richtig die Stimmung vermiesen, wenn man sich aus seiner Maisonette wagt. GA
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