Konvention, Krach, Stille, Klang

Beim Transonic-Festival werden mit „The Four Elements“ ein paar neue Vokabeln für das private Musik-Esperanto vorgestellt

„The Four Elements“ heute um 20 Uhr im Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10. Eintritt 13/10 Euro

Ja, doch: Wo man singt, da lasst euch nieder, nur böse Menschen kennen keine Lieder. Eine Art Grundvertrauen in die Kultur steckt in dem alten Spruch, mit der Musik als polyglottem Globetrotter, immer unterwegs in Sachen Verständigung. Mit universeller Gültigkeit? Bestenfalls eher ein „privates Esperanto“, wie Hamza Walker bei einer Diskussion beim Transonic-Festival in die Runde warf, die schon bei den eigenen musikalischen Versuchsanordnungen feststellen durfte, dass die transkulturelle Verbindlichkeit nicht immer so glatt abgeht. Man hört sich zwar gegenseitig zu. Und versteht manchmal wenig. Weil zwar die Ohren allerorten baugleich sein mögen, was sie hören, aber doch von gesellschaftlichen Konvention geprägt ist. Das erweitert jedoch nur das Feld zum Staunen: So kann man mit westlichem Ohr bei der Gagaku-Musik, einer japanischen Hofmusik mit recht langer Traditionslinie, die bis ins 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zurückreicht, bei den Clusterakkorden und mikrotonalen Strukturen plötzlich Stilmittel der (westlichen) neuen Musik hören. Das der erste Teil beim „The Four Elements“-Programm heute bei Transonic, es folgen West-Klassiker (Gesualdo, Bach u. a.), transkribiert für ein Saxofon-Quartett, die Komposition „Shredded Heritage“ des Festivalkurators Gene Coleman schichtet Samples verschiedener Musikstile zu Noise-Plateaus mit Stille-Phasen, und als letztes Element sucht das Duo Sachiko Matsubara und Otomo Yoshihide schlicht „Klang zu hören“.