unterm strich
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Hm: Günter Kunert glaubt nicht an den Erfolg von Künstlerprotesten gegen einen möglichen Irakkrieg. Im Deutschlandradio äußerte sich der Schriftsteller gestern skeptisch, dass sich Politiker in ihren Entscheidungen von Intellektuellen beeinflussen lassen: „Die Mächte und die Mächtigen scheren sich wenig um die Schriftsteller und um die Intellektuellen und sagen sich, ‚Ach das sind alles Spinner. Wir machen unser Geschäft sowieso.‘ “

Erst vor wenigen Tagen hatten deutsche und französische Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler gemeinsam zum Widerstand gegen einen möglichen Irakkrieg aufgerufen. Sie forderten die Regierungen auf, einen militärischen Vormarsch in der Golfregion zu verhindern. Zu den rund 60 prominenten Protestanten gehören auch der Literaturnobelpreisträger Günter Grass und der französische Philosoph Jacques Derrida. Zudem trafen in der vergangenen Woche deutsche Künstler mit Bundeskanzler Gerhard Schröder zusammen, um sein Nein gegen einen möglichen Irakkrieg zu unterstützen. Ja, war Günter Kunert denn noch nie in der Skylobby unseres Bundeskanzleramtes?

Die spinnen, die Briten! Londons Theatermeile, das Theatreland zwischen Piccadilly Circus, Soho und der Shaftesbury Avenue, droht zu verwahrlosen – wenn man den britischen Zeitungen glaubt. Es mehrt sich die Kritik am äußeren Zustand des Viertels. Die Presse beklagt die permanenten Verkehrsstaus und den Mangel an Parkplätzen, den Müll auf den Straßen, die Horden von Betrunkenen am Wochenende, Drogendealer, die ihre Geschäfte auf offener Straße abwickeln, und Bettler an jeder Straßenecke. Bei Londoner Theatermachern wächst jedenfalls, so vermelden die Agenturen, die Sehnsucht nach einer starken Hand, die das Londoner West End wieder besucherfreundlich macht. Vorbildfunktion hat dabei der frühere New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani, der bekanntlich eine Politik der Zero Tolerance praktizierte.

Seltsam allerdings, dass Theatreland vom Publikum weiterhin geschätzt und von den Touristen als eine der Hauptattraktionen Londons betrachtet wird. Die Zahlen belegen das. Trotz des 11. September sind die Zuschauerzahlen 2001 um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dieses Jahr erwartet man erstmals mehr als 12 Millionen. Also, was soll Giuliani da? Wir fragen ja nur.

Glückwunsch: Der Autor Thomas Meinecke erhält in diesem Jahr den mit 15.000 Euro dotierten „d.lit – Literaturpreis der Stadtsparkasse Düsseldorf“. Mit Kontogebührbefreiung?