Getrennt fahren, vereint nutzen

Der Senat soll „eingehend prüfen“, ob sich die Idee des „Shared Space“ auch in Bremen umsetzen lässt. Das hat gestern die Stadtbürgerschaft auf Antrag von Rot-Grün beschlossen.

Fußgänger, Autos und Radler sollen dieselbe Straßenfläche benutzen – das ist die Idee. Entwickelt wurde sie in den 80er Jahren, umgesetzt hierzulande nur im niedersächsischen Bohmte bei Osnabrück. Ziel ist es, Durchfahrtsgeschwindigkeit und Unfallraten zu senken. Dazu werden Verkehrsschilder und Ampeln abgebaut, Bordsteinkanten abgeflacht, Straßenbeläge farbig voneinander abgehoben. Bestehen bleibt die Regel rechts vor links – und die Pflicht zur gegenseitigen Rücksichtnahme.

Die aber erfordert dann meist Blickkontakt, weswegen Behindertenverbände „große Ängste“ hegen, sagt der Landesbehindertenbeauftragte Joachim Steinbrück. Er sieht in Shared Space weniger ein Sicherheits- als ein Orientierungsproblem für Blinde und Sehbehinderte. Das sei jedoch zu lösen, etwa mit Hilfe von Rillenstreifen, wie man sie von Bahnhöfen kennt. Steinbrück kann sich die Umsetzung „im gesamten Bereich des Viertels“ vorstellen, ebenso in der Pappelstraße oder am Buntentorsteinweg in der Neustadt.

Zugleich bringt Steinbrück die Idee der „Begegnungsräume“ ins Spiel. Dabei bleiben Gehwege und Fahrbahn getrennt, jedoch haben FußgängerInnen stets Vorfahrt, das Tempo wird limitiert. „Das ist vielleicht auch kostengünstiger“, so Steinbrück. SPD und Grüne hoffen zwar, im Shared Space Geld zu sparen. Bohmte, wo zunächst nur zwei Kreuzungen umgebaut wurden, investierte jedoch mehr als zwei Millionen Euro. mnz