Die Polen sind da

Polnische Minderheit in Bremen präsentiert sich kreativ und selbstbewusst

Krieg, Vertreibung und Vorurteile – ohne Geschichte funktioniert die Analyse der deutsch-polnischen Beziehungen nicht. Auf der unpolitischen Ebene sieht es anders aus: Unbelastet und selbstbewusst zeigt sich derzeit die polnische Gemeinschaft im Rahmen der Polnischen Tage in Bremen. Und das nicht nur auf dem Marktplatz, wo polnische Köstlichkeiten und allerhand Waren angeboten werden.

Von Musik und Tanz über Kino, Chor oder Theater bieten die Polnischen Tage in der gesamten Stadt die volle Ladung Polen. Während sie in Bremen noch vor knapp einem Jahrzehnt als unsichtbare Minderheit wahrgenommen wurden, zeichnet sich die polnische Gemeinde heute durch ein neues Selbstbewusstsein aus. Viele Organisationen suchen die deutsche Öffentlichkeit, um polnische Traditionen zu präsentieren. „Von den Deutschen wurden Polen kaum als Minderheit wahrgenommen. Dennoch sind die Netzwerke auch in Bremen schon lange da. Wenn auch nicht immer für jeden sichtbar“, sagt Stefan Garsztecki vom Seminar für Ost- und Mitteleuropäische Studien der Universität Bremen. „Dies verändert sich aber“, ergänzt er, „man hört zunehmend Familien in der Bahn polnisch sprechen und viele erziehen ihre Kinder zweisprachig.“ Nur die intellektuellen Polen werden laut Garsztecki im Gegensatz zu den Arbeitern auch heute noch kaum wahrgenommen. In Bremen gehören zu dieser Gruppe viele Studierende, die für ein Austauschsemester an die hiesigen Institute kommen. „Viele junge Frauen kommen auch beispielsweise als Au-pair nach Bremen, nehmen hier einen Sprachkurs, bleiben zum Studium und auch häufig darüber hinaus hier“, sagt Garsztecki.

Wolfgang Reichel, stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft findet, dass die Integration von Polen sehr schnell gelingt. Dazu hat er ein ganz persönliches Beispiel: „Meine polnische Frau wird auf der Straße deutlich öfter gegrüßt als ich.“ Er räumt aber ein, dass die Verbesserung des Images der Polen ein langwieriger Prozess ist. „Durch den EU-Beitritt Polens und die folgenden touristischen Bewegungen wurde der beidseitige Imagewandel ein wenig beschleunigt.“ Garsztecki bewertet vor allem das Image des östlichen Nachbars vor dem EU-Beitritt als Integrationshemmnis. Für die Leistungen der Polen beispielsweise während der Industrialisierung fehle schon immer das Bewusstsein. Einblicke in Kunst und Leben der heutigen Polen in Bremen können bis zum 12. Oktober im Rahmen der Polnischen Tage gewonnen werden. Aber auch darüber hinaus haben die Polen in Bremen viel zu bieten.

ASCAN DIEFFENBACH