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Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Der Titel ist treffend: „Rare Animals and Numbers“ zeigt wirklich ziemlich rare Tiere, die man so nur bei Antje Dorn antrifft. Für mich sehen diese Raritäten alle nach Hund aus, aber das liegt nur an Paul, der bekanntlich meine Weltsicht radikal verändert hat. Aber gleichgültig, ob man nun einen hochtoupierten Pudel zu erkennen meint oder ein flottes Sparschwein, alle diese Tiere scheinen von ganzen Zahlen fasziniert zu sein. Sie atmen sie ein, sie verdauen sie oder benutzten sie als Stelzen und Rollschuhe, um sich so deutlich größer oder deutlich schneller – wie die kleinen Auspuffwolken zeigen – durch die Welt zu bewegen.

Mit ihrer Serie mittelgroßer Tuscheblätter und der großformatigen Kohlezeichnung in der Galerie Zone B spricht Antje Dorn ebenso sehr von unserer nicht zu entmutigenden Hoffnung nach Sinn und Bedeutung, wie sie – brutal und lustig zugleich – unsere ständige Täuschung und Enttäuschung in dieser Hinsicht deutlich macht. Allein, dass die 2 bei ihr keine Zahl ist, sondern eine Nummer – definiert als eindeutiger Identifikator eines Objekts –, ist eine fragwürdige Behauptung. Denn was ist dann von dem Tier zu halten, das im Magen die 2 verdaut, auf dem Kopf 9 und 5 balanciert und am Schwanz die 8 hängen hat?

Ähnlich zweifelhaft scheint auch der Sinn und Zweck der Taschen zu sein, die im ExtraRaum von Bildschöne Bücher zu entdecken sind. Zunächst im semantischen, womöglich aber auch im moralischen Sinne. Denn diese Taschen, die wie abstrakte Skulpturen ausschauen, sind nichts anderes als Sextoys für Frauen, also alles andere als It-Bags – oder deshalb vielleicht genau dasselbe? Die Hamburger Künstlerin Susanne Klein, berühmt dafür, Fetischismus zu Kunst zu machen, hat die Lederobjekte hergestellt, darunter auch eine große und eine kleine Möse, was auf Taschen bezogen irgendwie tautologisch klingt.

Antje Dorn: Rare Animals and Numbers, bis 3. November, Sa. 11–18 Uhr, Galerie Zone B, Brunnenstraße 149 Susanne Klein: Instant & Ambulant & Permanent, bis 19. Oktober, Mi., Fr., Sa. 13–18 Uhr, ExtraRaum Bildschöne Bücher, Brunnenstraße 152