Allons enfants …

Frankreich entfacht bei der Handball-WM ein sportliches Feuerwerk. Die Schweden können ein Lied davon singen

ESPINHO taz ■ Wenn man nicht wüsste, dass der Text so martialisch ist, könnte man bei dieser Handball-Weltmeisterschaft in Portugal spätestens seit der Hauptrunde bedenkenlos die ganze Zeit die Marseillaise vor sich hinträllern. Und das keineswegs nur, weil die französische Nationalhymne so eine wunderbar leichte Melodie hat, sondern weil einem durchaus auch das sportliche Feuerwerk des amtierenden Weltmeisters in entsprechende Stimmung versetzt. Das letzte und entscheidende Hauptgruppenspiel hat das nur unterstrichen: 30:24 haben die Franzosen da gewonnen – und das gegen die ebenso alten wie abgezockten Schweden. Am heutigen Samstag (16 Uhr) spielt Frankreich im Halbfinale – ausgerechnet gegen Deutschland (siehe nebenstehenden Bericht).

Dass die Franzosen bei aller Souveränität, die sie bisher bei dieser WM an den Tag gelegt haben, phasenweise auch mal ins Wanken gerieten, ist für Joel Abati, Linkshänder in Diensten des SC Magdeburg, leicht erklärlich: „Wir sind ja schon viel weiter gekommen, was die taktische Disziplin angeht, und unser großer Vorteil ist natürlich die Spielauffassung und die Intuition. Nur manchmal, wenn es nicht so läuft, übertreiben wir das mit der Intuition ein bisschen“, findet Abati. Womit er treffend nicht nur sich selbst, sondern vor allem den personifizierten Handballesprit, Jackson Richardson, beschreibt. Der begnadete Spielgestalter und Offensivverteidiger hält seit dem ersten Titelgewinn 1995 die Fäden in der Hand. Dennoch war es vor allem eine überzeugende Teamleistung, mit der sich „les bleus“ auch diesmal den Einzug ins Halbfinale sicherten. Dass die Schweden in ihrer Hauptrundengruppe von Ungarn auch noch von Platz zwei verdrängt wurden und damit ausgeschieden sind, ist um so bitterer – und doch eine arge Enttäuschung für den amtierenden Europameister.

Nun also Deutschland gegen Frankreich im Halbfinale, eine Begegnung, die sich viele erst fürs Endspiel gewünscht hätten. Außer Kroatien und Spanien natürlich, die im zweiten Halbfinale (18.30 Uhr) aufeinander treffen. Wobei das Vordringen Kroatiens in diesen erlauchten Kreis durchaus als Überraschung zu werten ist, entsprechend favorisiert gehen die Spanier ins Halbfinale. ANKE BARNKOTHE