Flora-Realos und Bürgerfunker wollen Lizenz

Streit um Hannovers Bürgerradio spitzt sich zu: Nun wollen auch Ex-Vorständler und das Lokal-TV H 1 mitmischen

Knapp einen Monat vor der Entscheidung der Landesmedienanstalt über die Lizenzvergabe für „Radio Flora“ wird die Luft dünner für die Macher von Niedersachsens ältestem Bürgerradio. Überraschend ist der nichtkommerzielle Bürger-TV-Lokalsender H 1 einer Bewerbergruppe um das Radioteam Niedersachsen und Lokalradio Neustadt beigetreten, zu der bereits ehemalige Vorständler von Flora gehören.

Die Konkurrenz für den derzeitigen Lizenzinhaber Radio Flora lasse sich „damit schlechter denn je unter dem Slogan ‚Kommerzfunk‘ abhandeln“, sagt Caren Beckers vom Bürgerverein Lokalradio, „die Kampagne des Senders und der Gewerkschaften läuft ins Leere“. Sich und ihre Mitstreiter nennt Beckers „Flora-Realos“: Nach einem Krach in der Mitgliederversammlung war sie im Sommer aus dem Flora-Vorstand ausgeschieden. Mit H 1 sieht Beckers „große Chancen“, die Ausschreibung zu gewinnen. Am 31. März läuft die Lizenz für die Frequenz aus.

Dagegen legte Rainer Butenschön vom Ver.di-Fachbereich Medien am Mittwoch eine Stellungnahme an die zuständige Medienanstalt vor, in der er die Verdienste der Alt-Floristen als Gegenöffentlichkeit zu den etablierten Medien unterstrich. „Wir wissen, dass das Radioteam enge Kontakte zur hannoverschen Wirtschaft hat“, so Butenschön: „Wir wollen kein 96-Radio“.

Nachdem Radio Flora laut einer Erhebung nur noch 2.000 Stammhörer hatte, hatte die Medienanstalt die Lizenz nicht verlängert. Eine Reform hat das Programm attraktiver gemacht, zeigte eine weitere Umfrage – die Zahl der Hörer blieb gleich. „Radio Flora“, sagt Beckers, „hat das Image eines Lindener Senders für eine Minderheit von Leuten, die anders tickt“. KSC