Windfonds noch zu haben

Zum Ende eines jeden Jahres gehen Anteile an Fonds meist besonders gut weg. Investoren können dann absehen, wo sie noch Steuern sparen können. Doch der Markt ist noch nicht ausgeschöpft

Der Anleger kann in aller Ruhe und ohne den Druck durch den Stichtag prüfen

Die Luft ist heraus: Auf dem Markt für Windkraftbeteiligungen herrscht im Wortsinn Ruhe nach dem Sturm. Im vergangenen November und Dezember hatten die ökologisch orientierten Finanzvermittler und Fondsanbieter die übliche „Jahresendralley durchstehen. Wirtschaftskrise hin oder her, Windfonds waren gesucht, die Anleger wollten noch eben vor dem Jahresschluss einen Fonds zeichnen, mit dem sie Steuern sparen konnten. Jetzt, am Jahresanfang, sind allerdings trotzdem noch einige interessante Angebote am Markt, die im letzten Jahr nicht ausverkauft wurden. Der Vorteil: Der Anleger kann in aller Ruhe prüfen, ohne den Druck durch den Stichtag 31. 12. im Nacken.

Ein Beispiel für ein Angebot, das schon im letzten Jahr startete, ist der Windpark Zodel, gelegen an der Grenze zu Polen, nördlich von Görlitz; ein Projekt der Bochumer GLS Gemeinschaftsbank. „Wir haben uns bei der Konzeption des Windfonds an den Richtlinien des Bundesverbandes Windenergie (BWE) orientiert“, sagt Bankensprecher Christof Lützel. Das Angebot zeichne sich unter anderem durch hohe Rückstellungen für den Rückbau der Windkraftanlagen aus und durch geringe Kosten für die kaufmännische Betriebsführung. Außerdem bietet der Windfonds drei unabhängige Ertragsgutachten. 19 Millionen Euro sollen in Zodel investiert werden, fünf Millionen davon durch private Anleger. Die Gemeinschaftsbank garantiert die Platzierung des erforderlichen Eigenkapitals. Ab Ende März 2003 sollen acht Windturbinen Strom in das Netz der Energieversorgung Sachsen Ost einspeisen. „Die GLS WP Zodel GmbH & Co. KG hat die Flächen gekauft, auf denen der Windpark steht“, berichtet Pressesprecher Lützel. Dieses Vorgehen sei selten. Es gibt dem Anleger die Sicherheit, dass der Standort langfristig – auch über die zunächst projektierten 20 Jahre hinaus – genutzt werden kann.

Für Investoren mit kürzerem Atem hält die Nürnberger UDI ein passendes Angebot bereit: Eine Beteiligung am Windpark Westerberg im niedersächsischen Landkreis Wolfenbüttel kann als so genannter Kurzläufer gestaltet werden. „Der Kurzläuferfonds ist auf zwölf Jahre angelegt, bis Ende 2014 erhält der Anleger Ausschüttungen in Höhe von 188 Prozent inklusive Kapitalrückzahlung“, erklärt UDI-Geschäftsführer Georg Hetz. Die durchschnittliche jährliche Rendite vor Steuern belaufe sich laut Prognose auf 6,8 Prozent. Schon im Dezember 2002 gingen die neun Windkraftanlagen des Projekts ans Netz.

Mario Wulff vom WindEnergieBüro Kromer&Wulff in Leipzig und Berlin bietet zur Zeit noch sieben Windfonds an. Sein Argument für die Fonds aus dem letzten Jahr: „Die garantierte Einspeisevergütung sinkt jährlich, Projekte aus 2002 erzielen also höhere Einnahmen.“ Man müsse außerdem damit rechnen, dass die steuerlichen Abschreibemöglichkeiten künftig weiter eingeschränkt würden. Den sächsischen Windpark Görlitz hält Wulff für besonders attraktiv. Am Standort des Projekts laufen vier Enercon-Windturbinen. „Wir halten den langfristigen Servicevertrag, den die Initiatoren mit dem Anlagenhersteller Enercon abgeschlossen haben, für vorbildlich“, so Wulff.

Anlegern, die am Windenergiemarkt auf hoher See teilhaben wollen, bietet die Oldenburger Planungsgemeinschaft Energie und Umwelt den Risikokapitalfonds Sandbank 24 an. Die Sandbank 24 GmbH & Co. KG entwickelt Offshore-Standorte in der Nordsee. Zu der Entwicklung gehört zum Beispiel, dass zwölf Biologen an Bord des Forschungsschiffs „Katharina-K“ die Biosphäre westlich von Sylt untersuchen, um festzustellen, wie sich der geplante Windpark Sandbank24 auf die Tiere und Pflanzen in der Nordsee auswirken wird. Heike Kröger, Geschäftsführerin der Planungsgemeinschaft, weist darauf hin, dass die Offshore-Projekte politisch gewollt seien: „Der Bundesumweltminister hat erst vor kurzem eine Aufbesserung des Energie-Einspeise-Gesetzes angekündigt, die die Finanzierung von Offshore-Windkraftanlagen verbessern soll.“

Tipp für Käufer, die daran denken, früh im Jahr einen Windfonds zu zeichnen: „Man kann die steuerlich abzugsfähige Summe, die sich aus der Investition in einen Windpark ergibt, schon jetzt auf der Lohnsteuerkarte eintragen lassen oder die Berücksichtigung der Steuerersparnis bei der Einkommensteuer-Vorauszahlung beantragen“, so UDI-Geschäftsführer Hetz. Die Steuerersparnis sollte allerdings nicht das alles entscheidende Kaufkriterium sein. Wichtig ist auch die Sicherheit der Investition. GLS-Sprecher Lützel nennt zwei wesentliche Gesichtspunkte: „Der Windfondsanbieter sollte durch eine Platzierungsgarantie zeigen, dass er selbst an das Projekt glaubt und bereit ist, das Risiko zu tragen, und er sollte mindestens zwei, besser drei unabhängige Ertragsgutachten zu den Windverhältnissen vor Ort vorweisen können.“ CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN/

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