Ein Problemlöser für besonders harte Nüsse

Der Nasa-Chef Sean O‘Keefe muss nach dem Columbia-Unglück das Vertrauen in die Behörde wiederherstellen

Sean O‘Keefe gilt als „Troubleshouter“. Der Chef der US-Raumfahrtbehörde Nasa hat den Ruf als Problemlöser für besonders harte Nüsse. Doch die Untersuchung über die Ursachen zum Absturz der Raumfähre „Columbia“ dürfte seine größte Herausforderung werden. „Jetzt kann er sich wirkliche Sporen verdienen“, sagte US-Senator Bill Nelson aus Florida.

Als O‘Keefe die Finanzabteilung des Pentagon leitete, setzte er gegen Widerstände Einschnitte durch. Als die US-Navy Anfang der 90er-Jahre in schwere Skandale verwickelt war, beauftragte ihn der damalige Verteidigungsminister Dick Cheney, das ramponierte Image wiederherzustellen. Es gelang ihm, das Schiff wieder flott zu machen.

Ähnliche Hoffnungen verband die US-Regierung, als sie ihn im Dezember 2001 zum Direktor der Nasa berief, einer Behörde, die von Missmanagement und Kostenexplosionen geplagt war. Trotz seiner Fähigkeit zu rigorosen Entscheidungen ist O‘Keefe kein kühler Macher. Seine Kollegen beschreiben ihn als Mann, dem menschliche Beziehungen wichtiger sind als Zahlen und Regeln. Oft sieht man ihn bei den Raumfährenstarts in Cape Canaveral, wo er die Nähe zu seinen Mitarbeitern sucht.

Nach dem Abschluss 1977 an der Universität von New Orleans begann er eine Washington-Karriere. Jahrelang arbeitete er im Capitol für den Finanzausschuss im US-Senat. Später wurde er als Rechnungsprüfer für das Pentagon empfohlen. Als Zögling der konservativen Reagan- und ersten Bush-Regierung musste er die Clinton-Jahre „überwintern“ an der Universität von Syracuse, wo er sich Studien zur nationalen Sicherheit widmete.

Mit Bush junior kehrte er in die US-Politik zurück und wurde Nasa-Chef. Unter seinem Vorgänger wurden die Zahl der Flüge ins All erheblich erhöht, viele zivile Projekte gestartet und der Bau der internationalen Raumstation ISS begonnen. Doch mit den gewachsenen Aufgaben hielt das Management nicht Schritt und die ISS verschlang 5 Milliarden Dollar mehr als geplant.

O‘Keefe übernahm den Chefposten daher mit einer doppelten Mission: die Finanzen unter Kontrolle zu bringen und die Nasa wieder stärker an das Pentagon zu koppeln. Doch er hatte noch eine persönliche Priorität: Sicherheit. Dennoch mahnten Kritiker bereits damals, dass die Sparmaßnahmen der Bush-Regierung und die veränderten Prioritäten den alternden Raumfähren wie der „Columbia“ notwendige Runderneuerungen versagen würden. Bush liebäugelte sogar damit, kein Geld mehr in die Modernisierung der „Space-Shuttle“-Flotte zu stecken, auf die neue Generation der Raumfähren zu warten oder gar zukünftige Missionen an private Unternehmen zu vergeben.

Trotz seiner eigenen Maxime musste O‘Keefe stets mit dem Vorwurf leben, aus Spargründen die Sicherheit zu vernachlässigen. Noch gibt es keine Hinweise, dass die Katastrophe der „Columbia“ auf mangelnde Pflege zurückgeht. O‘Keefe muss nun das Vertrauen in die Sicherheitspolitik der Nasa wiederherstellen und den Spagat meistern, gleiche Sicherheit mit weniger Geld zu garantieren. Oder er schafft es, seinen Chef im Weißen Haus vom zivilen Nutzen der Raumfahrt zu überzeugen, um zusätzliche Milliarden zu bekommen – schwierig bei wachsendem Haushaltsdefizit und dem Primat des Militärischen.

MICHAEL STRECK