Atomraketen im All

Proteste gegen neues Programm der Bush-Regierung und der Nasa zu nuklearen Antrieben im Weltraum

BERLIN taz ■ Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will über die nächsten fünf Jahre hinweg fast eine Milliarde Dollar zur Erforschung von Atomanlagen in Raumschiffen ausgeben, so von der Regierung nicht bestätigte Meldungen aus den USA. Im Bundeshaushalt der Bush-Regierung für das Jahr 2003 sind bei der Nasa bereits 46,5 Millionen Dollar für die Entwicklung nuklearer Antriebe von Raketen und 79 Millionen für Hitzebatterien oder Atomkraftwerke zur Stromerzeugung im Weltraum vorgesehen, mehr soll kommen.

Derzeit werden Trägerraketen aller Art mit Hilfe von chemischem Treibstoff ins Ziel geschossen. Energie an Bord wird entweder über Solarzellen oder atomare Hitzebatterien erzeugt. Mit Atomkraftwerken wie im kommenden Nasa-Projekt „Prometheus“ haben diese Batterien nichts zu tun: Es wird lediglich mit Hilfe von Halbleitern konstante radioaktive Zerfallswärme in Strom umgewandelt. In einem AKW werden aktiv viel größere Mengen von Atomen gespalten, herrschen hohe Drücke, rotieren Generatoren und Pumpen.

Raketen mit Atomantrieb sind seit langem ein Traum vieler Weltraumplaner. Sie wurden im Projekt „Orion“ schon in den 50er- und 60er-Jahren erforscht, wegen ihrer Probleme aber niemals verwirklicht. Ihre potenziell hohe Enerige würde es angeblich erlauben, schneller zu beschleunigen oder zu bremsen als mit anderen Methoden. Das würde etwa eine Reise zum Mars so kurz machen (Monate statt Jahre), dass die Besatzung sie trotz der Organdeformationen in der Schwerelosigkeit und des Badens in Krebs erregender kosmischer Strahlung außerhalb der schützenden irdischen Magnetsphäre überleben könnte.

Gegner von Atomanlagen im All verweisen auf die Gefahr der radioaktiven Kontamination der Erde und des Ziel-Himmelskörpers bei Abstürzen der Raketen oder Pannen im Betrieb. Atomantriebe würden den Militärs auch neue Möglichkeiten für Rüstungsprojekte im Orbit liefern. Gestern und heute protestiert das Global Network Against Weapons and Nuclear Power in Space daher gegen das jährliche Symposium der atomaren Weltraumfahrer in Albuquerque, New Mexico. Im Global Network sind das Darmstädter Friedensforum und die Pressehütte Mutlangen vertreten. MAK

Gegner: www.globenet.free-online.co.uk/npower.htm, wwwspace4peace.orgOrion: www.angelfire.com/stars2/projectorion