vorlauf kunst Harald Fricke schaut sich inden Galerien von Berlin um

Gut zu wissen, dass es neben Malerei als Trendsport auch noch Künstlerinnen gibt, die Videos produzieren. Etwa Angela Zumpe bei „play – gallery for still and motion pictures“: Zum schönen Namen passt die Installation „Westausgang – Transformation einer Region“ auf fünf Screens, bei der man in einer 50-Minuten-Schleife durch die Industrielandschaften von Sachsen-Anhalt geschleust wird. In Reihe geschaltet zerfällt die Region in ornamentale Tableaux vivants, aus denen dann im dritten Bild rechts der Manager eine Soda-Fabrik von den Neuerungen des Kapitalismus erzählt: „Das große Problem, was wir zu DDR-Zeiten noch nicht kannten, das war der Markt.“ Zumpe ist Professorin am Bauhaus Dessau, ihre Videoarbeit ist ein werbeclipartiges Kaleidoskop aus Braunkohletagebau, Post-Wende-Shopping-Malls und verödeten Brachen. Noch immer wollen die meisten Menschen weg von hier. Dagegen richtet sich der Film.

Auch Heike Baranowsky dokumentiert mit ihren Videos zu „American Skies“ in der Galerie Barbara Weiss die Faszination an der Landschaft. Beiläufig, aber streng wie in Filmen von James Benning hat sie verschiedene Regionen während ihres Daad-Stipendiums portraitiert. In der Arbeit „Blowin’ in the wind“ spielt Baranowsky mit Westernmythen, indem sie Tumbleweed durch die Steppe rollen lässt; ein zweites Video zitiert mit entsprechendem Geflatter über einem Acker im Mittelwesten Hitchcocks „Vögel“. Am stärksten verschmelzen künstlerische Strategie und die Gegebenheiten vor Ort allerdings in einem Film, bei dem unentwegt ein Zeppelin über der Landschaft kreist – als gehörten Loops immer schon zur Natur des Videos.