Ostfriesen-Alemão vor dem Abschuss?

Nach dem 1:1 gegen Frankreich bangt die deutsche U21 um die EM-Teilnahme – und Trainer Eilts um seinen Job

MAGDEBURG taz ■ Am Mittwoch in Metz wird Dieter Eilts dort stehen, wo er sich – ob als Spieler bei Werder Bremen oder nun als Trainer der deutschen U21-Fußballer – nie wohlgefühlt hat: im Mittelpunkt. Seine Mannschaft trifft im Relegationsrückspiel der EM-Qualifikation auf Frankreich (19 Uhr, DSF). Die Chancen, dass sie das Turnier im Juni 2009 in Schweden erreicht, sind am Freitag gesunken. In Magdeburg kam sie im Hinspiel nicht über ein 1:1 hinaus. Sollte Eilts wie schon 2006 an der letzten Hürde vor dem Turnier scheitern, damals gegen England, dürfte sein Posten in Gefahr geraten. Er aber sagte: „Ich freue mich auf das Spiel.“

Angefacht wurde die Personaldiskussion durch eine Entscheidung der sportlichen Führung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Bundestrainer Joachim Löw und Sportdirektor Matthias Sammer hatten Horst Hrubesch für die Entscheidungsspiele als Assistenten auf die Bank neben Eilts geschickt. Unüblich sind solche Rotationen nicht, aber dennoch kann die aktuelle Beförderung Hrubeschs als schleichende Entmachtung Eilts’ gedeutet werden.

Ein Spiel könnte nun darüber entscheiden, ob sich für einen Trainer der Daumen senkt. Für dieses gängige Prinzip gibt im Fall Eilts Für- und Gegenargumente. Auf der einen Seite hat er es bislang nicht geschafft, das große Potenzial in eindrucksvolle Ergebnisse umzuwandeln. Seine Mannschaft spielte zwar hin und wieder erfrischenden Offensivfußball, bei der EM 2006 schied sie jedoch in der Vorrunde aus, 2007 war sie gar nicht qualifiziert.

Auch am Freitag enttäuschte das Team nach einer ansehnlichen Anfangsphase, obwohl in Torhüter Manuel Neuer (FC Schalke 04), der mit einem Fehler das 1:1 verschuldete, Andreas Beck (Hoffenheim), Sebastian Boenisch (Bremen), Ashkan Dejagah (Wolfsburg), Aaron Hunt, Mesut Özil (beide Bremen), Marc-André Kruska (Dortmund), Sami Khedira (Stuttgart), Marko Marin (Mönchengladbach) und Benedikt Höwedes (Schalke) zehn Spieler in der Startelf standen, die in der Bundesliga eine wichtige Rolle spielen.

Auf der anderen Seite lässt sich hinterfragen, ob das Leistungsstreben an der Spitze des Nachwuchssystems angebracht ist. Dieter Eilts, Europameister von 1996, hat sein Leitmotiv einmal so formuliert: „Das Heranführen von Spielern an das A-Team hat Priorität. Wenn es einer schafft, ist unsere Aufgabe erfüllt.“ Nach dieser Wertung kann die Arbeit von Eilts, der im Rückspiel in Metz auf die verletzten Khedira (Sprunggelenk) und Marin (Wadenprobleme) verzichten muss, durchaus als erfolgreich gewertet werden. Bei der WM 2006 standen acht Spieler im Kader von Jürgen Klinsmann, die noch in der U21 hätten auflaufen können und derzeit das Gerüst in Löws Team bilden. Klinsmann, mittlerweile Chefcoach beim FC Bayern, war es auch, der sich 2004 dafür starkmachte, Eilts das wichtigste Nachwuchsteam anzuvertrauen. Auch er hat nun ganz andere Sorgen.

RONNY BLASCHKE