Rätsel Shuttle-Absturz

Ursache für Columbia-Unglück unklar. Nasa will jetzt die letzten Sekunden der Datenübertragung rekonstruieren

BERLIN taz ■ Knapp eine Woche nach dem „Columbia“-Unglück beginnt das Rätselraten um die Ursachen von vorn: Die Nasa verwarf am Mittwoch ihre Vermutung, ein von einer Außenrakete abgerissenes Stück Isolierschaumstoff habe die Raumfähre beim Start so beschädigt, dass sie deshalb auseinander gebrochen sein könnte. Die US-Raumfahrtagentur versucht nun, die letzten 32 Sekunden der Datenübertragung von der Columbia zu rekonstruieren, um nach anderen Unglücksursachen zu suchen.

Inzwischen haben Raumfahrtexperten auch die Möglichkeit erwogen, dass die Columbia von einem Stück Weltraummüll getroffen worden sei. Nach Nasa-Schätzungen hatte das von einer Boosterrakete abgerissene Stück Isolierschaum die Maße eines Schuhkartons und wog anderthalb Kilogramm. Der Shuttle-Programmdirektor Ron Dittemore sagte in Houston, es mache keinen Sinn, dass dieses Stück das Unglück verursacht haben solle. Zuvor hatte die Nasa spekuliert, das Stück Isoliermaterial könne vereist und deshalb schwerer gewesen sein.

Die letzten 32 Sekunden der Columbia-Daten, die Aufschluss über andere Unglücksursachen geben könnten, waren von so schlechter Qualität, dass die Computer im Houstoner Raumfahrtzentrum sie nicht verarbeitet hatten. Die Nasa will versuchen, aus diesen Daten herauszulesen, was die Ursache dafür war, dass die Columbia ins Trudeln geriet, bevor sie auseinander brach. Das könnte auch Weltraummüll gewesen sein.

Das amerikanische Militär kann mit seinen Radaren nur die Flugbahnen von Stücken überwachen, die mindestens mehrere Zentimeter groß sind. Da Weltraummüll aber mit Geschwindigkeiten von mehreren Kilometern pro Sekunde fliegt, hatte bei einem früheren Shuttle-Flug einmal eine winzige Farbflocke ausgereicht, um das Cockpitfenster zu beschädigen.

Unterdessen bemüht sich die Nasa, mehr Geld für ihr bemanntes Raumfahrtprogramm zu bekommen. In einer Pressemitteilung vom Mittwoch heißt es in Anspielung auf einen bemannten Flug zum Mars: „Die Nasa bleibt dem Streben nach Wissenschaft im All verpflichtet. Sie bietet nie zuvor Erreichtes: einen Blick, wie unser Leben und wie die Natur selbst in einer Welt mit anderer Schwerkraft beschaffen sein kann.“ Ziel der Nasa sind für 2004 auch 2 Milliarden Dollar Forschungsgelder für ihr Projekt Prometheus, mit denen kernkraftgetriebene Raumschiffe entwickelt werden sollen.

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