Bremen im Anflug – zum Mond

Viel Weltraum-Prominenz war gestern in Bremen, als das neue Institut des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) eröffnet wurde. Hier wird die automatische Landung simuliert

Von KLAUS WOLSCHNER

Die Weltraum-Forschung löst vor allem Probleme, die es ohne Weltraumfahrt nicht gäbe. Im Jahre 2014 soll eine „Mission“ zum Mars führen. Wie kann ein Vehikel sich auf dem Mars bewegen? Jedenfalls nicht mit Gummireifen, denn es gibt keine schützende Ozonschicht um den Mars herum – Gummi würde die UV-Strahlung nicht aushalten. In den Bremer Labors des „Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt“ (DLR), dessen Bremer Institut gestern offiziell im Technologiepark eröffnet wurde, werden spezielle flexible Metall-Räder getestet – auf original nachgebildetem Mars-Sand.

Vielleicht helfen die Erkenntnisse einmal auf der Erde, wenn auch hier die Ozonschicht dünner wird. Weltraum-Ingenieure und Manager aus der ganzen Republik waren gekommen, um die Eröffnung der Bremer Filiale des DLR zu feiern. Bremen ist nach Bayern und Baden-Württemberg der dritte deutsche Standort für Weltraumforschung. Der Senat lässt sich das einiges kosten – zehn Prozent des laufenden Etats kommen aus dem Landeshaushalt, das sind 1,7 Millionen Euro im Jahr.

60 Mitarbeiter hat das Bremer DLR schon. Insgesamt sind in der Region 12.000 Menschen in einhundert Unternehmen mit Luft- und Raumfahrt beschäftigt, sagt Bürgermeister Jens Böhrnsen stolz. Das sind Institute wie das Zentrum für künstliche Intelligenz oder der Fallturm direkt neben dem DLR, aber auch Firmen wie EADS oder OHB und ihre Zulieferer.

Das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt kooperiert mit den anderen Weltraum-Werkstätten. Hinter den Kulissen konkurriert man um die großen Stücke von dem Kuchen: 1,4 Milliarden Euro gibt die Bundesregierung insgesamt pro Jahr für Weltraum-Projekte aus. Und die deutsche Weltraum-Community will mehr – um mit einer „deutschen“ Mond-Mission international punkten zu können. Johann-Dietrich Wörner, der DLR-Chef, verriet gestern, wer als erster Deutscher seinen Fuß auf den Mond setzen soll: der „DLR-Robonaut“. Auf den Rechnern des DLR wird der Landeanflug simuliert.

Für die Weltraumforschung ist „öffentlich wirkende Emotion“ wichtig, erklärte Böhrnsen – jedenfalls für die Rechtfertigung der Finanzentscheidungen. Deswegen suchen Lobbyisten immer wieder nach konkreten Nutzanwendungen. Längerer Aufenthalt im Weltall führt zu Knochenschwund, das ist ein wichtiges Themenfeld der Weltraum-Medizin. Könnten ihre Erkenntnisse dabei helfen, den Prozess der Osteoporose aufzuklären? In einer Broschüre des Forschungsministeriums ist das Fotos eines Säuglings abgebildet, aus dessen Strampel-Anzug diverse Kabel kommen. Ein „Risiko-Baby“, verrät die Bildzeile, Sensoren im Anzug überwachen Atmung und Herztätigkeit. Die Technik wurde für die deutschen Astronauten entwickelt, die 1993 im Orbit unterwegs waren. Die Bodenstation wollte ihren Gesundheitszustand überwachen.

Der ganze Stolz des neuen Bremer DLR’s ist „CEF“, die „Concurrent Engeneering Facility“. Die teuerste und modernste Anlage dieser Art in Europa, sagt der Abteilungsleiter Oliver Romberg. 13 Bildschirme stehen im Halbkreis, drei Screens vorn an der Wand – ein Konferenzzentrum. „Hier werden Raumfahrt-Missionen geplant“, sagt Romberg. Experten aus verschiedenen Disziplinen und Nationen sollen simultan ihre Daten abgleichen. Zwei, drei Wochen lange Arbeitsphasen hier sollen Planungspannen vermeiden helfen.