Bündnis gegen Schwarzarbeit am Bau

Der Bauindustrieverband und die IG Bau wollen die Schwarzarbeit auf niedersächsischen Baustellen zurückdrängen. Helfen soll dabei eine „Baucard“, die Aufschluss gibt über die Identität der Arbeiter und über die gezahlten Löhne

Im Kampf gegen Schwarzarbeit am Bau wollen Arbeitgeber und Gewerkschaften in Niedersachsen an einem Strang ziehen. Deshalb riefen der Bauindustrieverband und die IG Bau am Montag in Hannover ein Bündnis gegen Schwarzarbeit ins Leben, an dem auch der Zoll und das Land beteiligt sind. Um schwarze Schafe auf dem Bau zu überführen, will der Bauverband eine „Baucard“ testen, mit der neben der Identifizierung der Arbeiter auch eine Erfassung der geleisteten Arbeitszeit und des gezahlten Lohns möglich ist. Der Zoll will unter anderem die Aufklärung ausländischer Arbeiter verbessern. 645 Zollfahnder kontrollieren auf den niedersächsischen Baustellen.

„Der Bau ist seit Jahren unser Sorgenkind“, sagte Zollexperte Norbert Drude von der Bundesfinanzdirektion West. Es komme zur massiven Unterschreitung der Mindestlöhne, verdeckten Lohnzahlungen, dem Vorenthalten von Lohn und illegaler Beschäftigung. „Das geht bis zur modernen Form von Sklaverei, weil das bisschen, was den Arbeitern als Lohn versprochen wird, auch nicht gezahlt wird.“ Bei Kontrollen falle jeder fünfte Betrieb mit kleineren oder größeren Unregelmäßigkeiten auf. „Das Problem der Schwarzarbeit ist vor allen Dingen, dass Geringqualifizierten die Chance genommen wird, einen Arbeitsplatz zu bekommen.“

Gewerkschaft, Zoll und Bauverband wollen in dem neuen Bündnis ihr Wissen über Schwarzarbeit teilen, um sie besser zu bekämpfen. „Es geht darum, die schwarzen Schafe in der Baubranche zurückzudrängen“, sagte Andreas Harnack vom Bundesvorstand der IG Bau. Niedersachsens Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) sagte, bei Vergabe öffentlicher Aufträge sei das Verhindern von Lohndumping nicht nur Aufgabe des Landes, sondern auch der Kommunen. Diese erteilten 85 Prozent aller öffentlichen Aufträge. dpa