kirchentag
: Brecht das Brot gemeinsam!

Mit einem gemeinsamen Abendmahl auf dem anstehenden Ökumenischen Kirchentag ist es ein wenig wie beim Irakkrieg: Auch wenn Europas Völker beinahe geschlossen gegen einen Waffengang am Euphrat sind – ihre politische Elite peitscht die Sache fast überall einfach durch. Angeblich wissen Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher nicht genug Bescheid über die böse Welt da draußen und die Notwendigkeiten der großen Politik.

Kommentarvon PHILIPP GESSLER

Ähnlich beim Abendmahl. Da warnen die Kirchenleitungen und leider auch die Laienvertretungen davor, das gemeinsame Brechen des Brotes auf dem Kirchentag trotzig zu wagen. Der Schaden wäre größer als der Nutzen, heißt es, ihr rafft es einfach nicht.

Nun liegt, das sei fairerweise gesagt, die Hauptschuld natürlich beim Vatikan, der sich quer legt – und die Protestanten wollen die Sache um des lieben Friedens auf dem Kirchentag willen nicht auf die Spitze treiben. Vom Großtreffen der Laien beider Konfessionen soll ein ökumenisches Aufbruchsignal ausgehen, nicht ein Startschuss zu noch tieferem Streit. Kirchenpolitisch verständlich ist das, enttäuschend aber auch.

Was also tun? Trotz allem: ungehorsam sein und gemeinsam Abendmahl feiern. Das Zeichen ist wichtiger als möglicher neuer Streit. Bedenkenträger waren nie prophetisch. Zumal eines sowieso wahrscheinlich ist: Das große Thema des Kirchentages wird wohl nicht der innerchristliche Streit um das Abendmahl sein, sondern die viel wichtigere Frage nach Krieg und Frieden. Hier haben Christinnen und Christen beider Konfessionen für alle viel mehr zu sagen. Und zwar gemeinsam.