Traumschule aus Bauklötzen

Die Max-Brauer-Schule träumt von der Ganztagsschule. Architekturstudenten stellten mögliche Entwürfe für einen Umbau vor. Schüler bekommen Arbeitsplätze, die Schulleitung verliert ihr Büro

von LENA GORELIK

„Träume verwirklicht man nicht, indem man sich Gedanken um Geld macht. Träumen heißt, über Grenzen hinwegdenken“, sagt Barabra Riekmann, Schulleiterin der Max-Brauer-Schule. Deshalb hat sie vor zwei Jahren die Arbeitsgruppe „Traumschule“ gebildet, in der Lehrer von einer idealen Schule träumen können. Seit vier Monaten haben auch Architekturstudenten der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) an dem Projekt teilgenommen und sich Gedanken zu einem Traumumbau gemacht.

Seit gestern stehen für zwei Wochen Modelle und Stellwände in der Eingangshalle zwischen Kinderbildern und Sekretariatsaushängen. Bäume aus Draht und Holzbauklötze auf Karton angeordnet, stellen Visionen der Traum-Max-Brauer-Schule dar. „Die Zielsetzung bestand nicht darin, nach den Entwürfen etwas zu bauen. Die Studenten konnten ihren Träumen freien Lauf lassen“, sagt Marc-Olivier Mathez, der für das Projekt zuständige Dozent der HAW. Besonders träumerisch sind die Entwürfe aber nicht. Sie wirken sehr realitätsnah, unterscheiden sich meistens nur in Größe und Material der einzelnen Gebäude und enthalten die üblichen Klassenräume, Verwaltungszimmer, mal eine größere, mal eine kleinere Kantine. Nicht einmal auffallend tolle Spielplätze für die Pausen sind eingeplant. Moderne Schulgelände ohne Traumqualität.

Mathez hat für seine Viertsemestler ein Projekt mit einer möglichst authentischen Aufgabenstellung gesucht. Und daraus ist die Zusammenarbeit entstanden: Die Studenten verwirklichen nun die Ideen der Arbeitsgruppe Traumschule in Grundrisszeichnungen und Modellen. Mathez hatte schon länger die Idee, mit Schulen zusammenzuarbeiten. Aber von der Schulbehörde hieß es immer: „Für den Umbau von Schulen ist kein Geld da. Wenn Entwürfe überhaupt sinnvoll sind, dann für Sporthallen.“

Die Studenten haben die Altonaer Schule besucht, haben sich Grundrisspläne angeschaut und mit den Vorgaben der Arbeitsgruppe Traumschule auseinander gesetzt. Diese lauteten: Kantine, abgetrennte Bereiche für Lehrer, Räume für Aktivitäten außerhalb des Unterrichts und Lernbüros. In der Ganztagsschule soll jeder Schüler neben dem normalen Tisch für den Frontalunterricht auch einen Arbeitsplatz haben, mit Bücherregalen und Ruhe.

Eine der zwölf Studentengruppen hat zum Beispiel riesige Klassenräume geplant, in denen klassenübergreifend Plätze für Einzel- und Gruppenarbeit zur Verfügung stehen. Angrenzend liegen kleine Unterrichtsräume. „Mein Zimmer wird bei allen Vorschlägen abgerissen“, lacht Riekmann bei der Vorstellung der Entwürfe. Manche Arbeitsgruppen haben einen kompletten Abriss der jetzigen Schule vorgeschlagen.

Ob die Entwürfe wenigstens teilweise in die Realität umgesetzt werden können, ist noch unklar. „Es ist eine finanzielle Frage“, erklärt die Schulleiterin. In den nächsten Wochen werden die Lehrer entscheiden, ob sie eine Ganztagsschule aus der Max-Brauer-Schule machen wollen. Dann muss die Schulbehörde, die jedes Jahr drei Schulen in Hamburg zu Ganztagsschulen umfunktioniert, noch ihr Amen geben. „Tut sie das, müsste die Schule umgebaut, größer werden. Dazu gibt es dann aber auch Zuschüsse.“ Die Entwürfe für die Traumschule könnten dann eine Richtung für die Zubauten vorgeben, meint Riekmann. Die Schulleiterin zuckt mit den Schultern: Das alles sei noch so lange hin, man wisse nicht, was passiert.

Träumen heißt eben, über Grenzen hinwegdenken.