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berliner szenen Freunde und Bekannte

Der Saarland-Kodex

Neulich wollte ich einen Gefälligkeitstext schreiben. Normalerweise mache ich das nicht. Aber manchmal kann ich meine Wurzeln nicht verleugnen. Ich komme aus dem Saarland. Und zwischen Saarländern existiert ein unheimlich inniges Band: Entweder kennt man sich gut oder zumindest vom Namen her. Oder man kennt auf jeden Fall einen, den der andere auch kennt. Beängstigend. Ich wählte also eine Handynummer.

„Hallo. Daniel? Hey. Hier ist Oliver. Ich hab deine Nummer von Julia. Das ist die Freundin von deinem Bruder Fabian. Julia ist auch die Schwester von Uta. Und die ist die Freundin von Manuel. Manuel ist mein Zwillingsbruder.“ – „Äh, wer ist da?“ – „Oliver, der Bruder von Manuel, der mit Uta zusammen ist. Ihre kleine Schwester heißt Julia und die geht doch mit deinem kleinem Bruder.“ – „Die Verbindung ist ganz schlecht. Welche Julia denn?“ – „Julia, die mit deiner Freundin in der Torstraße in Berlin-Mitte wohnt. Kommt auch aus dem Saarland.“ – „Hmm, warte mal eben. Ich geh raus … so, hier ist es leiser. Wie heißt du?“ – „Oliver.“ – „Hey Oliver.“ – „Ähäm. Ich bin zurzeit in Berlin und arbeite für die taz. Ich hab gehört, du machst Musik und bist gerade von einer Tour zurückgekommen. Was ich so mitbekommen hab, hört sich interessant an. Ich würd mich gern mit dir treffen und ein wenig quatschen. Hast du Lust darauf?“ – „Willst du über mich schreiben?“ – „Vielleicht eine Art Porträt oder so.“ – „Für eine Zeitung?“ – „Ja, für die taz.“ – „Die taaaaaz?“ – „Ja, genau.“ – „Hmm, so was mag ich aber gar nicht.“ – „Was meinst du?“ – „Na, Zeitungen. Das ist nix Persönliches. Ich mag das generell nicht.“

Ich habe mich vom Saarland-Kodex verabschiedet. Ich schreibe keine Gefälligkeitstexte mehr. Nie wieder. OLIVER RUF

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