Dicke Luft beim „Spiegel“

HAMBURG/BERLIN taz ■ Beim Hamburger Nachrichtenmagazin Spiegel ist dem Vernehmen nach ein lautstarker Streit um den Kurs der Auslandsberichterstattung entbrannt: „Ich kann dich nicht mehr ertragen“, soll Chefredakteur Stefan Aust am Abend des 31. Januar seinen Auslandschef Olaf Ihlau im offenen Schlagabtausch vorgehalten haben. Ihlau wiederum soll vor Zeugen sinngemäß erwidert haben, Aust verstünde sich nicht aufs Blattmachen, sei eben ein TV-Mann. Hintergrund des Zwistes: Olaf Ihlau, einer der ältesten Ressortleiter des Spiegel, hatte in Bagdad recherchiert und dabei unter anderem den irakischen Vizepräsidenten Taha Jassin Ramadan interviewt (Spiegel vom 3. 2. 2003). Zeitgeich aber hatte Stefan Aust ein Kamerateam von „Spiegel TV“ nach Bagdad beordert. Während nun Ihlau darauf gedrängt haben soll, den Irakkomplex stärker zu gewichten, wollte Aust das Thema von „Spiegel TV“ behandelt wissen – ohnehin eines der Lieblingsprojekte des Chefredakteurs. Also erschien der nächste Spiegel mit mit einem „einsamen Kanzler“ auf dem Titel, Ihlaus Interview mit Ramadan wanderte auf die Seite 92. Gerüchte über eine mögliche Kündigung Ihlaus waren auf der gestrigen Montagskonferenz kein Thema: Ihlaus Stuhl blieb nicht leer, die Diskussion mit Aust wurde „sachlich geführt“, wie aus der Brandstwiete zu erfahren war. Die Auslandsredakteure hoffen unterdessen, dass sich der Wind legt. Man sei eigentlich recht zufrieden, hieß es. FRA/HOF