soundtrack
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Scheinbar jede Woche ist derzeit eine Band aus der für seine lebendige Musikszene bekannten Uni-Stadt Chapel Hill zu Gast in der Stadt. Diesmal ist es das relativ neue, durch seine außergewöhnliche Bühnenpräsenz beeindruckende Trio Bellafea, das schon für sein Debütalbum vom einflussreichen Label „Southern Records“ gesigned wurde. Zu hören sind Indierock und gitarrenlastiger Pop mit warmherzigen und gekonnten Verweisen in die Alternativerockgefilde der frühen 90er à la „Unwound“ oder damalige „Blonde Redhead“. Doch Bellafea sind mutig genug, Kontraste und Dynamiken zwischen Einflüssen und Szenezugehörigkeit zu setzen. Unterstützt werden sie von den fünfköpfigen Spraydog aus dem britischen Newcastle, die die klassischen 80er/90er-Indiegitarren wiederaufleben lassen. So, 19. 10., 21 Uhr, Astrastube, Max-Brauer-Allee 200 „The point is to use multi media as a tool which can give and voice and shine light on issues and voices that are commonly ignored.“ Obacht, hier glaubt jemand, mit Grafikdesign agitatorisch tätig werden zu können oder die Leute mit der kalten Hand zu erwischen, was nämlich Mano Fria übersetzt bedeutet. Unter diesem Namen arbeitet der Südamerikaner als Grafiker, DJ oder als „a visual soldier against the global and false democratic system which engulfs the world today“. Interessant wird es allerdings an den Schnittstellen seiner verschiedenen Medien, nämlich wenn er Grafiken macht, die vom Latin-HipHop beeinflusst sind oder im Piratenradio diejenigen Platten auflegt, die aus den diversen Fusionen und Kollaborationen entstanden sind. Neuerdings wird sein DJ-Set mehr und mehr zu einer Live-VJ-Performance, in der er direkt aufgenommene Sounds aus dem Publikum mit einem Projektor, Computer und Filzstiften verarbeitet, bis der Text der ZuhörerInnen ein riesiges Blatt Papier mehr und mehr ausfüllt. Wie sich das anhört, wird Sonntagabend im Pudel zu erleben sein. So, 19. 10., 23 Uhr, Golden Pudel Club Bohren und der Club of Gore feiern in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bandbestehen. Was Ende der 80er als Hardcore dem Ruhrpott entwich, bewegte sich nach einem Anfang der 90er vollzogenen Stilwechsel in Richtung Jazz, Ambient, Doom Metal und Drone, mittlerweile ambientisiert es sich nur noch in Stimmungen. Dass es dabei nie die Notwendigkeit gab, sich aus der Viererkonstellation zu entfernen oder dem Kind einen neuen Namen zu geben, spricht dabei für ein konsequent offenes und neugieriges Musikverständnis. Gerade ist ihr neues Album „Dolores“ erschienen, das, wie der Titel schon nahe legt, sich eher dem Düsteren zuwendet: Lyncheske Realitätsverschiebungen und Unheimlichkeiten, die bisweilen auf den Namen „Horror-Jazz“ hören. Kurz und knapp, wie die Band höchstselbst „Manowar“ paraphrasiert: „Other bands play, Bohren bore!“ Mi, 22. 10., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich KERSTIN SCHROEDINGER