der schriftsteller

Boualem Sansal

Für Boualem Sansal (54) ist das Schreiben eine innere Flucht aus „der fürchterlichen Situation, in der Algerien lebt“. In Frankreich wird er, der mit 50 sein erstes Buch „Der Schwur der Barbaren“ vorlegte, als Spracherneuerer gefeiert. Dort wurde er mehrmals mit Preisen ausgezeichnet. In Algerien hingegen gilt Boualem Sansal als Nestbeschmutzer. Zu offen greift er die Mächtigen des Landes an. Bissig und zynisch versucht er im „Schwur der Barbaren“, den „brutalen Gewaltausbruch“ in seiner Heimat zu erklären. Auch wenn er nicht glaubt, dass „Worte etwas verändern“, harrt er – als einziger der bekannten zeitgenössischen algerischen Schriftsteller – im Lande aus und schreibt weiter. Sein zweites Werk „Das verrückte Kind im hohlen Baum“ widmet sich der Frage der Identität der Algerier und ihres Landes. Zeit genug hat er dafür. Seit ein gemäßigter Islamist dem Industrieministerium vorsteht, kassiert Sansal, Direktor für Industriepolitik in diesem Ministerium, sein Salär fürs Nichtstun. Eine Entlassung hätte wohl zu viel Aufsehen erregt. RW