Rätsel nach Razzia

Bundesanwaltschaft lässt in sechs Städten nach Islamisten fahnden. Zunächst wenig Information zu Hintergründen

GÖTTINGEN/BERLIN taz/ap ■ Mit Hausdurchsuchungen in Wiesbaden, Mannheim, Ludwigshafen, Worms, München und Umgebung ist die Bundesanwaltschaft gestern gegen eine weitere mutmaßliche islamistische Terrorgruppe vorgegangen, die Anschläge in Deutschland geplant haben soll. Vier Verdächtige seien bei der Durchsuchungsaktion angetroffen und anschließend vernommen worden, teilte die Generalbundesanwaltschaft mit. Über eine Vorführung der Vernommenen bei einem Haftrichter war bis zum Nachmittag noch nicht entschieden. Auch über mögliche Beweisfunde gab es zunächst keine Informationen.

Über die bisher offenbar unbekannte Terrorgruppe gibt es nicht viele Informationen. Die Generalbundesanwaltschaft teilte lediglich mit, dass sich die Ermittlungen in der Hauptsache gegen drei „namentlich bekannte Personen“ richteten. Sie werden verdächtigt, eine terroristische Vereinigung auf der Grundlage eines „aggressiven militanten islamischen Fundamentalismus“ gegründet zu haben. Zudem gebe es Hinweise, dass diese Organisation in ein internationales Netzwerk eingebunden sei. Dies legten Kontakte und Telefongespräche vor allem in den arabischen Raum nahe.

Einer dieser drei Hauptbeschuldigten sei mit der Ausspähung geeigneter Anschlagsobjekte beauftragt gewesen, hieß es in der Pressemittelung weiter. Im August 2002 soll er in der Türkei bereits wegen eines anderen Vergehens festgenommen worden sein.

Eine ungenannte Zahl weiterer namentlich bekannter Beschuldigter sind unterdessen der Unterstützung dieser Gruppe verdächtig. Zwei von ihnen sollen im September 2002 bereits im Libanon festgenommen worden sein. Ihnen werde dort unter anderem die Bildung einer terroristischen Organisation im Libanon und Fälschung von Pässen zur Last gelegt, so die Bundesanwaltschaft weiter.

Die gestrige Razzia erfolgte auf der Grundlage des Paragrafen 129  a des Strafgesetzbuches, der die Unterstützung und Mitgliedschaft in einer in Deutschland bestehenden terroristischen Vereinigung unter Strafe stellt. Die Durchsuchungsaktion gegen die Al-Tawhid-Zelle im April 2002, die ebenfalls Anschläge in Deutschland vorbereitet haben soll, war auf derselben Grundlage zustande gekommen.

Laut Generalbundesanwaltschaft gibt es bisher indes keine erkennbare Verbindung der gestern ausgehobenen Organisation zu den Attentätern des 11. September 2001 oder den mutmaßlichen islamistischen Terroristen, deren Wohnungen in der vergangenen Woche in Nordrhein-Westfalen von der Polizei durchsucht worden waren.

YASSIN MUSHARBASH