auf augenhöhe
: Bilderverbot

Uncle Ussama

Als Klon Ussama bin Ladens blickte der amerikanische „Uncle Sam“ am vergangenen Montag von der Fassade des Hauses in der Auguststraße 10 herab. „I want you to invade Iraq“, verkündete der Terroristenchef. Mit einem ungefähr 30 Quadratmeter großen Transparent wollten die Bewohner des Hauses an ihrer Fassadengalerie einen kontroversen Beitrag zur Diskussion über den Irakkrieg liefern. Reges Interesse provozierte das Bild dann auch unverzüglich bei Nachbarschaft und Polizei.

Schon nach 20 Minuten erschienen die Ordnungskräfte mit wenigstens 20 Mann und immerhin vier Einsatzwagen. Das bloße Aushängen des Konterfeis Bin Ladens reichte den Polizisten aus, „Gefahr im Verzug“ zu vermuten. Als weitere Provokation empfanden die Beamten eine Bürgersteig-Performance zweier Mitglieder der Theatertruppe „grotest maru“. Schwarz gekleidet, auf Stelzen stehend und mit Gasmaske vermummt lehnten zwei Schauspieler an der Häuserwand. Um sie versammelten sich immerhin sieben zufällig anwesende Bewohner des Hauses. Das reichte der Einsatzleitung aus, einen Verstoß gegen das Versammlungsrecht zu vermuten und mit massiven Konsequenzen zu drohen. Ruppig verschafften sich die Beamten zunächst Zutritt zum Hausflur und drohten dann, auch die Wohnungstür aufzubrechen. Unverzüglich verlangten sie Zutritt zur Wohnung und die Herausgabe des Transparents.

Nun war die Wohngemeinschaft des Hauses einigermaßen eingeschüchtert. „Die haben uns angedroht, das Plakat mit der Feuerwehr zu entfernen“, stellt einer der Bewohner, Pepe Baumgärtner, fest. Also nahmen die Initiatoren folgsam das Tuch von der Wand und händigten es aus. „Bilder von Ussama Bin Laden darf man nicht öffentlich zeigen“, begründete der Einsatzleiter den beiden Transparentkünstlern Uta Kollmann und Pepe Baumgärtner die Beschlagnahme.

Polizeisprecher Klaus Schubert verwies gestern darauf, dass die Beschuldigten gegen die mittlerweile ergangene Strafanzeige Widerspruch eingelegt hätten: „Dann wird ja wohl ein Richter das Ganze prüfen.“ Kollmann und Baumgärtner dagegen fürchten weniger den Ausgang des Strafverfahrens als vielmehr eine neuerliche Beschlagnahme, wenn sie ein ähnliches Plakat aufhängen. „Wir haben drei Tage daran gemalt, die Arbeit wollen wir uns nicht noch einmal machen.“

RICHARD RABENSAAT