Zu wenig gegen Hunger

Am Welternährungstag Vorwürfe an Industriestaaten

BERLIN/DUBLIN taz/ap ■ Zum Welternährungstag der Vereinten Nationen hat der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan den reichen Staaten vorgeworfen, ihre Versprechen im Kampf gegen den Hunger zu brechen. Sie würden möglicherweise die Finanzkrise als Entschuldigung vorschieben, warum sie sich nicht noch mehr engagieren könnten, sagte Annan in Dublin. Im kommenden Jahr werden schätzungsweise 970 Millionen Menschen von Hunger und Unterernährung betroffen sein – 50 Millionen mehr als in diesem Jahr (taz von Mittwoch).

Umwelt- und Entwicklungsorganisationen protestierten unterdessen zum Welternährungstag unter dem Motto „Agrosprit macht Hunger“ gegen die Beimischungsquoten von sogenanntem Biosprit. Mit Großpuppen und leeren Kochtöpfen zogen rund 50 Menschen zum Bundesumweltministerium in Berlin und forderten Sigmar Gabriel (SPD) auf, sich vom EU-Ziel zu distanzieren.Timo Kaphengst von Attac kritisierte, Gabriel halte an dem Ziel der EU fest: 10 Prozent Biosprit am Gesamtkraftstoffverbrauch sollen bis 2020 erreicht werden. „Als Umweltminister ist das eine Katastrophe“, sagte Kaphengst. Der Einsatz von Agrosprit sorge für steigende Lebensmittelpreise, Regenwaldrohdung und habe meist keinen positiven Effekt auf das Klima.

Die Entwicklungsorganisationen Brot für die Welt und Germanwatch hatten zuvor eine Studie veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kommt, dass Essen für viele Menschen zum Luxus geworden sei. Als preistreibende Faktoren nannte Tobias Reichert von Germanwatch unter anderem die gestiegene Nachfrage und die Produktion von Agrartreibstoffen. Caroline Callenius von Brot für die Welt verlangte von der Politik eine stärkere Unterstützung der Landwirtschaft in ärmeren Ländern. FW