City-Maut

Leidensdruck in London

Ab Montag muss tüchtig zahlen, wer mit dem Auto in die Innenstadt von London will. Nach dem Vorbild von Tokio (8 Euro), Singapur (1 Euro) oder auch Oslo (2 Euro) erhebt die britische Hauptstadt künftig eine City-Maut. Fünf Pfund pro Tag – etwa 7,60 Euro – kostet eine Fahrt zwischen 7 und 18.30 Uhr in ein etwa 20 Quadratkilometer großes Areal beiderseits der Themse zwischen Tower, Hyde Park und Regents Park. Überwacht wird die Zahlungsmoral durch etwa 800 Kameras zur Erfassung der Nummernschilder. Wer dennoch nicht in Geschäften, per Internet, Telefon oder SMS löhnt, muss mit einem Bußgeldbescheid in Höhe von 40 Pfund rechnen.

Mit dieser drastischen Maßnahme soll der Verkehrsinfarkt der Londoner City gerade noch abgewendet werden. Mehr als 200.000 Autos verstopfen dort tagsüber die Straßen, die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt inzwischen kaum über der von Fußgängern. Ziel ist es, binnen eines Jahres das Verkehrsaufkommen um mindestens zehn Prozent zu senken. Mit den erhofften Einnahmen pro Jahr von 130 Millionen Pfund soll der öffentliche Nahverkehr verbessert werden. Die Investition von zunächst 200 Millionen Pfund in neue Busse und U-Bahnen und neue Strecken ist bereits beschlossen.

Der Leidensdruck der Hauptstadtbevölkerung ist so hoch, dass es kaum Protest gegen die City-Maut gibt. Unternehmerverband und Royal Automobil Club sprachen sich dafür aus, ebenso 48 Prozent der Londoner Bevölkerung. Zu einer groß angekündigten Protestversammlung gegen die „Congestion Charge“ („Verstopfungsabgabe“) erschienen, wie der Spiegel süffisant zu vermelden wusste, „gerade mal 300 Motorisierte“. smv