berlinale szenen Auf einen Drink

Die Frivolisierer

Nicht schlapp machen an den beiden letzten Tagen! Die Abwehrkräfte steigert ein Extrakt aus den Wurzeln von Pelargonium reniforme. Täglich dreimal 20 Tropfen. Vitamine schlucken. Sich bei Misslaunigkeit Johanniskraut wünschen. (Spike Jonze war, während er in Berlin weilte, krank. Er finde das gar nicht so dumm, sagte er, habe die Grippe doch halluzinogene Wirkung.)

Reichlich Wasser trinken. Die Kühlschränke im Pressezentrum und auf den Fluren des Hyatt-Hotels werden in diesem Jahr erstmals von einem österreichischen Unternehmen bestückt. Statt dass schlichtes, kohlensäurearmes Wasser gereicht würde, stapeln sich so genannte Wellness-Getränke in den Fächern. Sie haben eine blassrosa oder eine blassblaue Farbe und sind mit Kräuter- und anderen Essenzen angereichert. Zum Beispiel mit Ringelblume, Löwenzahn oder Rotklee. Klingt doch gut! Außerdem verspricht die Verpackung, das Getränk steigere unser Wohlbefinden, belebe und harmonisiere. Eine der drei Geschmacksrichtungen, die rosafarbene, „frivolisiert“ sogar. Ob „frivolisiert“ in Österreich eine andere Bedeutung hat als hier?

Ich wollte es testen, scheiterte aber daran, dass die Wässerchen schmecken, als hätte man Gummibärchen darin aufgelöst. Deswegen habe ich nach zwei Tagen aufgehört, Granatapfelessenzen zu mir zu nehmen. Und weiß nicht, wie es wohl wäre, nach neun Tagen Frivolisierung.

CRISTINA NORD