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: „Jeder stellt sein Leben dar“

In „Die Kümmerer“ spielen 17 ältere Alltagshelden Geschichten aus ihrem Leben

Herr Janssen, wie sind Sie vom Pensionär zum Theaterschauspieler geworden?

Addi Janssen: Ich habe in der Zeitung von dem Seniorentheaterprojekt des Schauspielhauses erfahren. Und da dachte ich mir, Kleingärtner sein – das kann’s doch noch nicht gewesen sein. Ich habe früher als Betriebsratsvorsitzender viele Arbeitskämpfe geführt und engagiere mich in sozialen Projekten. Deswegen wurde ich wohl für „Die Kümmerer“ ausgewählt.

Hatten Sie vor dem Start des Projektes schon Schauspiel-Erfahrung?

Ich war mal Double für Harald Juhnke in zwei Fernseh-Filmen. Natürlich Flops. Aber es hat Spaß gemacht. Danach habe ich noch ab und zu als Komparse gearbeitet.

Wie war die Arbeit mit den anderen Schauspiel-Laien?

Wir haben es dem Regisseur Markus Heinzelmann bestimmt nicht einfach gemacht. Aber er hat es toll hinbekommen. Für manche Darsteller war das Schauspielern wie ein Lebenselixier. Eine Art Belohnung für ihr Engagement. Es sind nämlich einige politische Menschen unter den Darstellern. Die 91-jährige Sonja, eine Halbjüdin, zum Beispiel: Sie geht immer noch auf Demos.

War es schwer, in die Rollen zu finden?

Wir spielen ja eigentlich uns selbst. Jeder stellt sein Leben dar. Es gibt zwar ein Regiebuch, aber ich lese nicht ab, sondern bringe auch spontan politische Aspekte ein. INTERVIEW: ROBIN RIEPRICH

20 Uhr, Schauspielhaus, 6 – 25 Euro, weitere Vorstellungen am 7. 11, 23. 11. und 2. 12.

Fotohinweis:ADDI JANSSEN, 76, pensionierter Gewerkschafter