Der letzte Schrei des Papstes

aus Buenos Aires INGO MALCHER

Gottes höchster Vertreter auf Erden soll es richten. In einem Brief wenden sich die argentinischen „Mütter der Plaza de Mayo“ an Papst Johannes Paul II. und fordern ihn auf, „entschieden“ gegen einen Angriff auf den Irak einzutreten. Es gehe nicht an, dass US-Präsident George W. Bush die Welt „zu seinem Eigentum macht“. Die Hinterbliebenen von Opfern der argentinischen Militärdiktatur fordern vom „körperlich geschwächten“ Papst, laut „Nein zum Krieg!“ zu schreien: „Auch wenn dies Ihr letzter Schrei sein sollte.“

Mitte März wird die Präsidentin der Mütter der Plaza de Mayo, Hebe de Bonafini, selbst nach Bagdad reisen, um als „menschlicher Schutzschild“ dafür zu sorgen, dass die USA Irak nicht bombardieren werden. Zuvor wird sie am Samstag gemeinsam mit den anderen Müttern, die wie sie jenseits der 70 sind, vor der US-Botschaft stehen und ihre Demoparole skandieren: „Bush, Faschist / du bist der Terrorist.“

Mehrere Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und linke Parteien werden ebenfalls gegen den Irakkrieg zur britischen und zur US-Botschaft marschieren. Abends werden in einem Festival „Gegen den Krieg“ Rockmusiker und Tangosänger aufspielen.

Nachdem Vertreter der US-Regierung wie Exfinanzminister Paul O'Neil vergangenes Jahr die Argentinier während der schweren Wirtschaftskrise mit allerlei Unverschämtheiten bedachten, steht die Supermacht nicht mehr besonders hoch im Kurs in Argentinien. Kein Wunder, beobachtet doch die auflagenstärkste Tageszeitung Clarín die Kriegsvorbereitungen mit großer Skepsis und liefert regelmäßig Argumente gegen den Krieg. Auch die Regierung will das Kriegstreiben der USA nicht unterstützen. So hat sich der blasse Außenminister Carlos Ruckauf erst kürzlich dazu hinreißen lassen, bekannt zu geben, dass sich Argentinien nicht an einem Irakfeldzug beteiligen werde – es hatte jedoch auch niemand Argentinien darum gebeten.