Der kleine Unterschied

Quo vadis für das Frauengesundheitszentrum Hamburg? Ungeklärte Finanzierung und viele offene Fragen. Expertinnen fordern Stiftung Frauengesundheit

Die meisten Männer leiden eindrucksvoller als Frauen. Das weiß jede, die einen verschnupften Hausgenossen pflegen durfte. Das ist ein Naturgesetz und sicher nicht hormonell bedingt.

Aber es gibt ihn wirklich , den geschlechtsspezifischen Unterschied bei Krankheit und Gesundheit. Ein Herzinfakt spürt die Frau oft zuerst in Hals und Rücken und nicht in der Brust. Doch die meisten medizinischen Untersuchungen orientieren sich am Mann. Frauen mit ihrer spezifischen Körperwahrnehmung müssen deshalb in der Gesundheitsvorsorge stärkere Beachtung finden und dafür brauchen sie koordinierte Angebote.

Das war der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich gestern die etwa 50 Teilnehmerinnen am Workshop zum Konzept des Frauengesundheitszentrums (FGZ) einigen konnten. Die Hamburgische Arbeitsgemeinschaft zur Gesundheitsförderung (HAG) hatte gestern zur Tagung „Hamburg (k)ein Ort für Frauengesundheit?!“ geladen. Eine der vier Arbeitsgruppen beschäftigte sich mit der Zukunft des FGZ. Die Stühle reichten für die 50 Medizinerinnen und Mitarbeiterinnen von Fraueneinrichtungen nicht aus. Das lag auch daran, dass viele der Teilnehmerinnen um den eigenen Stuhl fürchten müssen, wenn eine weitere Einrichtung mit den bestehenden Frauenprojekten konkurrieren sollte. „Ich spüre förmlich die Spannung , die hier in der Luft liegt. Aber es geht nicht um Konkurrenz, es geht um Koordination und Vernetzung“, stellte Eva Rühmkorf, die Bundesvorsitzende von Pro Familia, deshalb klar.

Im April 2001 hatte die damalige Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD) eine ExpertInnen-Kommision „Frauen und Gesundheit“ berufen. Die forderte in ihrem Bericht einen „Ort für Frauengesundheit“. Damit war jedoch offenbar nicht das seit vielen Jahren existierende FGZ gemeint. Dem wurden die Gelder immer weiter gekürzt. Das alte FGZ besteht deshalb zurzeit nicht mehr, soll aber auferstehen. Doch dazu fehlen Konzept, Ort und Finanzierung. „Wir sammeln jetzt erste Ideen“, räumte Moderatorin Janne Klöpper ein.

In einer Frage waren sich alle einig: Die Arbeit des Zentrums kann nicht nur ehrenamtlich geleistet werden: Eine Stiftung für Frauengesundheit wird die erste Forderung sein, die Fachfrauen an die Politik stellen werden.

Elke Richel