Arbeitsmarkt
: Arbeit für die ganze Stadt

Es sind sich wohl alle arbeitsmarktpolitisch tätigen Menschen darin einig, dass ABM kein Königsweg ist. Jahrzehntelang haben Städte und Kommunen auf diese Weise vom Arbeitsamt finanzieren lassen, was sie selber hätten zahlen müssen. Konsequenz war, dass beispielsweise Jugendliche alle eineinhalb Jahre ihre Bezugspersonen und hochqualifizierte Sozialpädagogen ihre Jobs verloren.

Kommentar von SANDRA WILSDORF

Auch ergibt es Sinn, mit Fallkostenpauschalen endlich einmal Transparenz darüber herzustellen, wer eigentlich mit wie viel Geld welche Vermittlungserfolge schafft. Der Ansatz geht allerdings von der leider falschen Annahme aus, dass es genügend Jobs für alle gibt.

Außerdem ist es blanker Wahnsinn, darüber das ganzheitliche Konzept zu kippen, dass von Arbeitsmarktpolitik ganze Stadtteile profitieren können. Denn genau diese Infrastruktur stabilisiert Stadtteile, in denen ein gutes Frühstück bei den meisten Kindern eben nicht zum Alltag gehört. In denen Jugendliche rumhängen, wenn sie nicht mal mehr ins Freibad gehen können. In denen Frauen keinen Schreibservice in Anspruch nehmen, wenn sie mit der Behördenpost nicht klarkommen.

Natürlich kann die Wirtschaftsbehörde sagen: „Für alle diese Dinge sind wir aber nicht zuständig.“ Aber dann müsste sich eine andere Behörde zuständig fühlen. Denn stadtteilbezogene Arbeitsmarktpolitik ist Prävention, ist Bildung, ist Stadtteilentwicklung.

Und sie ist mehr wert, als die bloße Beschäftigung mit irgendwas, Hauptsache billig.