Mehr als 100 Tote nach Anschlag

In südkoreanischer U-Bahn zündet ein mutmaßlich geistig Verwirrter einen Brandsatz

SEOUL dpa ■ Bei einer der schlimmsten U-Bahn-Katastrophen sind gestern in der südkoreanischen Stadt Daegu vermutlich weit mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Ein wahrscheinlich geistig Verwirrter hatte einen Brandsatz in der U-Bahn gezündet. Nach Fernsehberichten fanden Rettungsmannschaften in den ausgebrannten Waggons die sterblichen Überreste von mehr als 100 Menschen. Die Polizei bestätigte am Abend offiziell 52 Tote. Doch 170 Menschen galten noch als vermisst. Es war die zweite U-Bahn-Katastrophe in Südkoreas drittgrößter Stadt, die 300 Kilometer südöstlich von Seoul liegt. 1995 starben 100 Menschen bei einer Explosion in einer U-Bahn-Baustelle.

Für die Retter war gestern die Bestimmung der Opferzahl schwierig, da viele Leichen völlig verkohlt waren. Die Polizei geht von Brandstiftung durch einen Einzeltäter aus. Der 56-jährige Tatverdächtige, der verletzt überlebte, wurde festgenommen. Laut Augenzeugen hatte er einen Behälter mit entzündlicher Flüssigkeit in einen Waggon geworfen. Passagiere hätten ihn noch vergeblich daran zu hindern versucht, den Behälter anzuzünden. Mögliche Tatmotive waren zunächst nicht bekannt. Südkoreas Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, der Mann habe wiederholt Familienangehörigen einen Anschlag auf das Krankenhaus angekündigt, in dem er behandelt worden sei.

Das Feuer brach in einem Zug in der Station im Zentrum Daegus aus. Die Flammen sprangen auf einen zweiten Zug über, der aus der Gegenrichtung einfuhr. Die meisten Opfer erstickten am giftigen Rauch. Laut Polizei befanden sich zum Zeitpunkt des Anschlags mehr als 400 Fahrgäste in den beiden Zügen.