Zentralisierte Selbständigkeit

Bremens SchulleiterInnen protestieren gegen die schrittweise Vereinheitlichung der Schulrechner auf Windows-Basis. Sie pochen auf ihre Eigenständigkeit. Das ist „Luxus“, sagt die Behörde

VON JAN ZIER

Der Streit an den Schulen ließe sich als überkommene ideologische Debatte zwischen traditionellen Mac-Fans und gemeinen Windows-Nutzern abtun. Aber darum allein geht es nicht. Es geht um die Eigenständigkeit der rund 200 Schulen im Land – diskutiert anhand der Frage, wer für die Computer dort zuständig ist, insbesondere deren Anschaffung und Support. Jetzt hat sich der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter in Bremen zu Wort gemeldet: Er wirft der Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) „bürokratischen Zentralismus“ vor.

In der Bildungsbehörde ist man sehr stolz darauf, „alle Schulen am Netz“ zu haben. Mehr als 11.000 Rechner gibt es allein an stadtbremischen Schulen – rund elf Prozent davon sind Apple Macintoshs. Doch jetzt, klagen die SchulleiterInnen, soll alles vereinheitlicht werden – und zwar auf Windows-Basis. „Wir haben eine Systementscheidung getroffen“, sagt Ressortsprecher Manfred Ruberg. Etwas anderes zu nutzen als Windows sei den Schulen durchaus nicht verboten. „Aber wir finanzieren es nicht.“ Das heißt: Schulen, die einen neuen Windows-Rechner benötigen, können diesen ohne Mehrkosten bei der Behörde ordern. Wer aber einen Apple-Computer haben will, muss diesen aus dem jeweiligen Schuletat für Lehr- und Lernmitteln bezahlen. „Das ist Luxus, den man sich leisten muss“, so Ruberg. Indes gibt es gerade im Grafik-, Design- und Musikbereich noch immer gute Gründe, auf Apple zu setzen. Das wird auch in der Behörde nicht abgestritten. Aus Sicht der SchulleiterInnen ist es eine „Illusion“, dass sich das bremische Schulwesen in EDV-Fragen zentral steuern lasse. Zugleich blende die Behörde pädagogische Erwägungen „völlig“ aus: „Sie bevormundet die Schulen in der Gestaltung ihrer Alltagsarbeit“, heißt es in der Resolution der SchulleiterInnen.

„Im Prinzip sollen die Schulen eigenständig handeln“, sagt Verbandssprecher Helmut Zachau – „es sei denn, die Behörde will es nicht“. Das stehe in deutlichem Widerspruch zu allen politischen Zielsetzungen. Die „Zentralbewirtschaftung“ habe man schon vor vielen Jahren „aus guten Gründen“ abgeschafft, sagt Zachau. Er sieht in dem neuen „Zentralismus“ der Behörde einen „echten Motivationskiller“ für engagierte LehrerInnen.

Denn der Support gerade der Macs wird von den LehrerInnen nebenher gemacht – ein Zeitbudget dafür gibt es jedoch nicht. „Das ist Teil der Unterrichtsvorbereitung“, heißt es dazu aus der Behörde. Sie will den Support zentral organisieren – kann das aber nach eigenen Angaben aus Kostengründen nur für ein System leisten, und dann auch nur per Ferndiagnose. Nein, es sei durchaus nicht so, dass die Administratoren dann in die einzelnen Schulen fahren, sagt der Behördensprecher. „Es ist illusorisch, den Support zentral organisieren zu wollen“, sagt dazu Helmut Zachau. „Wir brauchen einen Ansprechpartner vor Ort.“ Er will lieber weniger Computer an den Schulen sehen – wenn sie dafür funktionieren. Apple-Rechner gelten als robuster – und die Behörde hat noch keine Anfrage nach Support für Macs verzeichnet. Manche Schule wie die Gesamtschule Mitte arbeitet schon seit ihrer Gründung vor über 20 Jahren mit Macs.

Aber in der Anschaffung, rechnet das Bildungsressort vor, kostet ein neuer Windows-PC mindestens 250, ein Mac aber 500 Euro – aus Ressortsicht ein klares Argument gegen Apple. Doch Zachau mag das Argument nicht gelten lassen: Mit Blick auf Support- und Ausfallkosten ergebe sich ein „völlig anderes Bild“.