Castor und Medien
: Pressefreiheit im Castor-Land

Es könnte leicht der Eindruck aufkommen, es sei nur ein Streit um des Kaisers Bart und gekränkte Eitelkeiten. Da wollen die Gewerkschaften und Verlegerverbände die Macht, die sie mit dem von ihnen vergebenen Presseausweis besitzen, verteidigen – unter anderem aus Angst vor der modernen medialen Konkurrenz. Deshalb müsste die Polizei nun durch Akkreditierungen dem Streit Einheit gebieten.

KOMMENTAR VON KAI VON APPEN

Doch es geht um viel mehr. Der amtliche Presseausweis war in der Vergangenheit wenigsten ansatzweise ein Garant, bei besonderen polizeilichen Einsatzlagen – was ein Castor-Transport ins Wendland sicher ist – der Staatsmacht auf die Finger gucken zu können. Deshalb sind die Kriterien zur Vergabe von Presseausweise hoch gesteckt – das genügt. Die Innenminister würdigten dies völlig zurecht mit ihrem Stempel.

Doch schon jetzt, während die Regelung noch gilt, weisen die Polizeiverantwortlichen ihre Beamten darauf hin, dass es diesen Stempel bald nicht mehr geben wird und geben zugleich besondere Akkreditierungen aus.

Das kann und muss man als direkte Aufforderung auffassen, die journalistische Arbeit nicht ernst zu nehmen – wenn nicht sogar zu behindern. Deshalb ist der Aufschrei der Medienleute und ihrer Organisationen nicht nur berechtigt, sondern zur Verteidigung der Pressefreiheit regelrecht Pflicht.