Kanada baut Brücke

Premier Chretien will Fronten im UN-Sicherheitsrat aufweichen. Türkei lässt US-Truppen nicht aufmarschieren, bevor Geldfrage geklärt ist

ANKARA/MOSKAU/OTTAWA rtr ■ Weil der harte Kriegskurs der USA die Fronten im UN-Sicherheitsrat verhärtet, hat Kanadas Ministerpräsident Jean Chretien einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Danach soll Bagdad zur Erfüllung aller noch offenen Forderungen der UN-Waffeninspektoren ein Ultimatum bis Mitte April gestellt werden. Chretien hoffe, mit dem Vorstoß eine Brücke zwischen den Anhängern des „Bombardieren jetzt“ und „Inspektionen ohne Ende“ zu bauen, berichtete Globe and Mail. Chretien habe darüber auch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und anderen Regierungschefs gesprochen. Auch gestern hatten sich außer Russlands Außenminister Iwanow auch zahlreiche Regierungschefs und der Vatikanvertreter bei den UN gegen einen amerikanischen Alleingang ausgesprochen.

Die Türkei blockiert weiter die US-Bemühungen, mit der Truppenstationierung eine Nordfront für einen Krieg gegen Irak zu eröffnen. Der Chef der Regierungspartei AKP, Tayyip Erdogan, sagte der Yeni Saffak, das türkische Parlament werde sich erst mit der Nutzung der türkischen Militärstützpunkte durch die USA befassen, wenn es eine Einigung über Kompensationen für die wirtschaftlichen Folgen eines Irakkriegs gebe. US-Außenminister Colin Powell erwartete noch gestern eine Entscheidung aus Ankara. Er betonte zugleich, die USA würden ihr Angebot von 6 Milliarden Dollar und zusätzlichen Krediten bis zu 20 Milliarden Dollar nicht erhöhen. Man habe der türkischen Seite bedeutet, dass die US-Position „fest“ sei und es vielleicht „andere kreative Wege“ zur Unterstützung der Türkei geben könne. Nach Presseberichten verfolgen die USA und Großbritannien detaillierte Pläne für einen Bodenkrieg in Irak, der mit einer Invasion von der südlichen Seeseite beginnen soll. Über eine Front im Norden könnten US-Soldaten von der Türkei in den Irak vorstoßen.

Der Vatikan hat die USA vor internationaler Isolation gewarnt, falls sie den Irak ohne Zustimmung des UN-Sicherheitsrats angreifen. Waffeninspektionen seien der einzige Weg zu einem tragfähigen Konsens der Staatengemeinschaft, sagte der Vatikanvertreter bei den Vereinten Nationen. Im Sicherheitsrat betonte Erzbischof Celestino Migliore die „unersetzliche Rolle“ der UN bei der Lösung der Irakkrise. Die Zerstörung von Massenvernichtungswaffen im Irak sei ein „gerechtes und dringendes Anliegen“, so Migliore. Die Anwendung von Gewalt wäre angesichts der friedlichen Mittel des internationalen Rechts jedoch nicht gerechtfertigt.