Krise als Chance?

betr.: „Münchner Spekulanten in Island?“, „Der zögerliche Griff nach Rettung“, taz vom 21. 10. 08

Auffallend oft hören wir, die Krise sei zugleich Chance. Und Bankenchef Ackermann glaubt, die Marktwirtschaft sei mit jeder Krise besser geworden und so sei es auch jetzt. Reichlich Zynismus schwingt da mit. In der Tat, die Funktion der Krise ist es, das Gleichgewicht am Markt wiederherzustellen. Die Krisenlasten haben immer und zu jeder Zeit die Normalbürger getragen. Auch die zwei verheerendsten Weltkriege sind letztlich die „Chance“ gewesen. Jahrzehnte Konjunktur und soziale Marktwirtschaft folgten dem Zweiten. Zu welchen Preis aber?

Chance jetzt und heute kann aber noch anders verstanden werden. Diese Finanzkrise, die alle Gemüter rund um die Uhr bewegt, lässt viele brennende soziale Probleme fast in den Hintergrund drängen und unwichtig erscheinen. Eine ganze Reihe ansonsten stärker beachteter und diskutierter Gesetze geht fast unbemerkt über die Parlamentsbühne. Und ist es etwa keine Chance, kurz vor dem Wahljahr die Rolle des Retters aus der Krise zu bekommen?

Verbreitet war das Vorurteil, dass die Roten nicht mit Geld umgehen könnten. Wenn die Bayern-LB nun als Erste auf das Rettungspaket zugreift, so scheint sich einiges geändert zu haben.

ROLAND WINKLER, Remseck