US-Offensive in den Philippinen

US-Spezialeinheiten sollen in den Südphilippinen selbst Jagd auf Abu-Sayyaf-Rebellen machen, melden US-Medien. Die Regierung in Manila spricht hingegen nur von „Ausbildung und Beratung“ philippinischer Militärs zur Terrorbekämpfung

von SVEN HANSEN

Mehr als 3.000 US-Soldaten sollen „in den nächsten Tagen“ im Süden der Philippinen stationiert werden, um dort gemeinsam mit einheimischen Militärs die Rebellen- und Kidnappertruppe Abu Sayyaf („Träger des Schwerts“) zu bekämpfen. Dies meldeten gestern US-Medien unter Berufung auf anonyme Quellen im Pentagon. „Dies ist keine Übung“, stellte ein Pentagon-Mitarbeiter klar. Der philippinische Präsidentinnensprecher Ignacio Bunye sagte in Manila, über die genaue Rolle der US-Soldaten werde noch verhandelt. Auch sei der Verfassungsartikel, der die Stationierung ausländischer Truppen verbiete, weiter in Kraft. „Es geht nicht um Kampftruppen, sondern nur um Ausbildung und Beratung.“

Laut einem in den US-Medien zitierten Pentagon-Mitarbeiter sollen 350 US-Soldaten direkt auf der Rebelleninsel Jolo eingesetzt werden, 400 würden in der Stadt Zamboanga am Südwestzipfel der Insel Mindanao zur logistischen Unterstützung stationiert. Zusätzliche 1.000 Soldaten sollen als Verstärkung auf zwei in der Region kreuzenden US-Schiffen bereitstehen, die zusammen weitere 1.300 Mann Besatzung haben. Formal stündenen die US-Soldaten in den Philippinen unter lokalem Oberkommando.

Schon 2002 hatten die USA über eintausend Soldaten in die Südphilippinen geschickt, die dort einheimische Militärs ein halbes Jahr lang bei der Jagd auf Abu-Sayyaf-Rebellen anleiteten. Das feierten beide Regierungen als Erfolg. So hieß es in einem Bericht für den philippinischen Kongress, die Zahl der Abu-Sayyaf-Kämpfer habe von 800 im Jahr 2001 auf 250 reduziert werden können. Anfang Februar sagte der philippinische Generalstabschef jedoch, dass die Gruppe 500 Bewaffnete habe.

In Washington wird die angestrebte Eskalation der US-Intervention damit begründet, dass es jetzt Hinweise auf die Zusammenarbeit zwischen Abu Sayyaf und Jemaah Islamiyah gebe. Diese in Indonesien, Singapur und Malaysia aktive Islamistengruppe wird verdächtigt, den Terroranschlag auf Bali begangen zu haben, bei dem im Oktober über 190 Menschen starben.

Während Jemaah Islamiyah rege Kontakte zu Ussama Bin Ladens Terrornetzwerk al Qaida haben soll, liegen solche mutmaßlichen Kontakte bei Abu Sayyaf Jahre zurück. Diese Gruppe hat vor allem mit islamisch-separatistisch verbrämten Entführungen auf sich aufmerksam gemacht wie etwa der der deutschen Familie Wallert an Ostern 2000.

Der philippinische Vizepräsident Teofisto Guingona kritisierte den geplanten US-Einsatz als Verfassungsbruch. Guingona war im Juli im Streit um die US-Trainings als Außenminister zurückgetreten. Der Senator Rudolfo Biazon warnte vor einer Verschärfung des „Mindanao-Problems“ durch einen US-Einsatz, weil er Friedensbemühungen mit anderen Muslimrebellen erschwere. Die USA hatten bereits in ihrer Zeit als Kolonialmacht die Südphilippinen nie vollständig kontrollieren können. Abu Sayyaf droht den US-Truppen jetzt mit einer „Überraschung“.