Jugendarbeit braucht mehr Stimmen

In vielen Städten ist das Soll der Volksinitiative ‚Jugend braucht Zukunft‘ erreicht. Doch die Bürokratie bremst den Erfolg

DÜSSELDORF taz ■ Die Volksinitiative „Jugend braucht Zukunft“ will nach der Weihnachtspause in die Vollen gehen: Um den Landtag zu einer Absicherung der Kinder- und Jugendarbeit in NRW zu veranlassen, müssen bis zum 27. Januar noch mindestens die Hälfte der notwendigen 66.000 Unterschriften gesammelt werden, schätzt Norbert Kuzicki vom Bildungs- und Freizeitwerk der Falken. Während in Städten wie Münster, Herne oder Unna bereits mehr als die erforderlichen 0,5 Prozent erreicht wurden, haben mangelnde Mobilisierung der Träger vor Ort und bürokratische Hürden in anderen NRW-Städten bisher den Erfolg gebremst.

Einen kurzfristigen Sieg konnte die von den Kirchen und dem Bildungs- und Freizeitwerk „Falken“ initiierte Aktion bereits verbuchen: Die für das Jahr 2004 vorgesehene Halbierung der Gelder für offene Kinder- und Jugendarbeit hat die Landesregierung zurückgenommen. Sie stockte die zunächst geplanten 15,4 Millionen Euro auf 23 Millionen Euro auf. „Am Ziel, die Gelder bis 2007 um 66 Prozent zu kürzen, hat sich jedoch nichts verändert, so Kuzicki. Über 1.000 Einrichtungen seien weiterhin in Gefahr.

Städte wie Herne, Schwerte oder Lippstadt unterstützen die Initiative mit langen Öffnungszeiten und legen die Listen zentral in Bürgerbüros aus. In Düsseldorf hingegen sind die Listen werktags nur bis 14 Uhr zugängig – Sonntags liegen sie im abgelegenen technischen Rathaus aus. Auch in Gelsenkirchen wird die Unterschriftensammlung durch bürokratische Hindernisse erschwert: Es gibt nur zwei Anlaufstellen, eine davon befindet sich in der Euroführerschein-Umtauschstelle. „Welcher Bürger verirrt sich dort schon zufällig hin?“ fragt sich Ella Buresch, Referentin der evangelischen Landeskirche. Sie vermutet hinter den Hemmnissen Absicht. Manche Politiker fürchteten wohl bei einem Erfolg der Volksinitiative Nachahmerprojekte. „Und es gibt ja zurzeit eine Menge Brennpunkte.“ NATALIE WIESMANN