Bei Marslandung hat Nasa die Nase vorn

Ein Roboterfahrzeug der US-Raumfahrtbehörde ist auf dem Roten Planeten gelandet, eine Zeit lang herumgehüpft und sendet nun Fotos. Das europäische Landegerät Beagle-2 sollte eigentlich früher ankommen. Aber der Funkkontakt funktioniert nicht

AUS BERLIN KENO VERSECK

Jubel, Freudentränen und Luftsprünge bei den Mitarbeitern der unglücksgeplagten Nasa. Nach zwei gescheiterten Mars-Missionen vor vier Jahren und dem Absturz der Raumfähre Columbia vor einem Jahr ist das US-amerikanische Roboterfahrzeug „Spirit“ in der Nacht zum Sonntag erfolgreich auf dem Mars gelandet und hat erste Signale zur Erde gesendet.

„Das ist eine großartige Nacht für die Nasa“, sagte der sichtlich bewegte Chef der US-Raumfahrtagentur, Sean O’Keefe, nach der Landung: „Wir sind wieder da, und wir sind auf dem Mars.“ Spirit landete wie geplant am Sonntagmorgen um kurz nach halb sechs mitteleuropäischer Zeit im etwa 170 Kilometer breiten Gusew-Krater in einer Region südlich des Marsäquators. Das Roboterfahrzeug wurde vor der Landung von Fallschirmen abgebremst und schlug geschützt von riesigen Airbags auf der Oberfläche auf. „Es scheint, dass Spirit mit den Airbags eine ganze Weile herumgehüpft ist, bevor er zum Stillstand kam“, sagte der leitende Kontrollingenieur Rob Manning im Jet Propulsion Laboratory in Pasadena nach dem Landemanöver. Bereits kurz nach der Landung sendete Spirit auch erste Aufnahmen von der Landestelle, einer steinigen Ebene.

Das 173 Kilogramm schwere Fahrzeug soll die nächsten neun Tage an seiner Landestelle bleiben, bevor es dann zu Erkundungsfahrten aufbricht. Während seiner drei- bis sechsmonatigen Lebenszeit soll es mindestens 500 Meter im Umkreis seiner Landestelle zurücklegen. Seine Hauptaufgabe wird die chemische und mineralogische Untersuchung des Kraters sein.

Wissenschaftler nehmen an, dass der Gusew-Krater einst ein See und Teil eines Flusssystems gewesen sein könnte. Inzwischen ist der Krater vermutlich von einer bis zu tausend Meter starken Sedimentschicht bedeckt. Die wissenschaftlichen Instrumente an Bord von Spirit, darunter auch ein am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz gebautes Röntgen-Spektrometer, werden Boden- und Gesteinsproben im Gusew-Krater analysieren. Wenn sie Ablagerungsmaterial wie Gips oder chemische Verbindungen wie bestimmte Nitrate, Sulfate, Chloride finden, wäre das ein starkes Indiz dafür, dass der Gusew-Krater tatsächlich einmal ein See gewesen ist. Finden die Instrumente auch Kohlenstoffverbindungen wie zum Beispiel Kalziumkarbonat, könnte das sogar ein Anzeichen für früheres mikrobiologisches Leben sein.

Die Landung von Spirit ist bereits der zweite große Raumfahrt-Erfolg der Nasa in diesem Jahr. Am Freitagabend mitteleuropäischer Zeit war die US-Sonde „Stardust“ am Kometen Wild-2 vorbeigeflogen und hatte dabei Staub aus seinem Schweif eingefangen und Nahaufnahmen des Kometen gemacht. Bei dem Manöver war die im Februar 1999 gestartete Sonde dem Kometen bis auf 240 Kilometer nahe gekommen. Um die Staubpartikel einzufangen, hatte sie ein Gerät mit einem glasartigen Spezialmaterial aus Silikon ausgefahren, in dem die Kometenteilchen stecken bleiben. Im Januar 2006 soll die Sonde zur Erde zurückkehren und eine Kapsel mit den Staubproben über dem US-Bundesstaat Utah abwerfen. Kometen sind aus Eis, Staub und Gestein bestehende, tiefgefrorene Überbleibsel aus der Anfangszeit des Sonnensystems.

Die Nasa hat erfolgreiche Raumfahrtmissionen dringend nötig. Ende 1999 waren ihr zwei Marssonden wegen vermeidbarer Rechen- und Softwarefehler verloren gegangen, und seit dem Absturz der Columbia-Raumfähre am 1. Februar 2003 steht die US-Raumfahrtagentur wegen Schlamperei und Missmanagement im Kreuzfeuer der Kritik.

Noch kein Signal gibt es unterdessen von dem europäischen Mars-Landegerät Beagle-2, das am 25. Dezember auf dem Mars gelandet sein sollte, seitdem aber schweigt. Am kommenden Mittwoch will die europäische Raumfahrtagentur einen als entscheidend geltenden Versuch machen, das Landegerät mit Hilfe der Muttersonde Mars-Express aufzuspüren.