Zum Latte Macchiato gibt es Internet „für unterwegs“

In einer Handvoll Kölner Cafés können Gäste zurzeit kabel- und vorübergehend kostenlos ins Internet. Die beiden Telekomtöchter T-Mobile und T-Com erhoffen sich von ihrem Testlauf ähnlich wie in den USA auf Dauer Umsatzzuwächse. Dort ist digitales Leben „on the Move“ längst selbstverständlich

KÖLN taz ■ „Eintreten, Platznehmen, Einloggen.“ Glaubt man den Werbestrategen von T-Mobile und T-Com, sieht so die Zukunft der Cafékultur aus. Bundesweit bewerben die Telekom-Töchter zurzeit das Internet „für unterwegs“, und seit einigen Wochen können Gäste auch in einer Hand voll Kölner Cafés und Restaurants kabel- und – vorübergehend – kostenlos im Internet surfen. Mit Wireless-LAN-Technik ausgestattet, sollen die sogenannten „Hotspots“ Lust machen auf kabelloses Surfvergnügen und dem Ex-Staatsbetrieb mehr Umsatz bescheren.

Einer der Kölner Hotspots ist das Café Schmalenberg in Sülz. Kaum etwas lässt darauf schließen, dass das Café in Uninähe den Sprung ins Kommunikationszeitalter vollzogen hat. Der einzige Gast mit Laptop entpuppt sich als Angestellter der Telekom. Bislang will sich kaum jemand für das neue Angebot interessieren, die meisten Gäste im Schmalenberg ziehen Bücher und Zeitungen den endlosen Weiten des World Wide Web vor.

Spricht sich das Angebot allerdings erst einmal herum, könnte sich das freilich schnell ändern. Ein Blick in die USA zeigt, dass immer mehr Menschen unterwegs nicht auf Email und Internet verzichten wollen. Zahllose öffentliche Plätze und Parks, Flughäfen und Bahnhöfe, Cafés und Restaurants sind mit Wireless-LAN-Technologie ausgestattet, und das digitale Leben „on the Move“ ist in vielen Teilen der USA eine Selbstverständlichkeit.

Nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung ist der Kaffeebargigant Starbucks, der mit T-Mobile in über 2.000 seiner Filialen kabellosen Internetzugang anbietet. Wer dort die Dienste von T-Mobile in Anspruch nimmt, muss allerdings tief in die Tasche greifen. 30 US-Dollar und mehr sind für einen Monatspass fällig – ein stolzer Betrag, den aber gerade Selbstständige und Studenten bereit sind zu zahlen, um ihren Arbeitsplatz ins Café zu verlagern. Diese sind in US-Großstädten längst zu einer Art Büro- und Wohnzimmerersatz geworden. Laptopbesitzer hauen hier in die Tasten, solange der Akku hält. Ob die Entwicklung in Deutschland ähnlich verläuft, werden die nächsten Monate zeigen.

Manuela, 27, schreibt ihre Diplomarbeit im Café Schmalenberg und nutzt das Testangebot der Telekomtochter T-Com. Die Aussicht, für den Zugang zum Internet bald zahlen zu müssen, stößt bei ihr angesichts der „astronomischen Fixkosten“, die sie monatlich an den „Teilmonopolisten“ Telekom für ihren DSL-Anschluss überweist, auf wenig Verständnis. JOHANNES NOVY