Mein Tier is(s)t Bio

Das gewachsene Umweltbewusstsein schließt auch die Haustierhaltung ein. Ein Viertel der Käufer von Bio-Lebensmitteln versorgt auch Hund und Katz‘ ökologisch. Die Anbieter versichern, das sei nicht teurer, weil das Biofutter besonders nahrhaft sei

VON NADINE VOGT

Der Absatz von Bio-Lebensmitteln in Deutschland boomt: Mittlerweile greifen rund drei Viertel aller Konsumenten mindestens „gelegentlich“ zu Bioprodukten, so eine Dialego-Umfrage. Dabei wachse die Zahl derer, die beim Einkauf auf nachhaltige Herstellung und zusatzstofffreie Inhalte achten. Eine Forsa-Studie des vergangenen Monats besagt, dass aktuell jeder vierte Tierhalter, der für seine Familie Bio-Lebensmittel kauft, auch bei Tierfutter und Tierbedarf zum kontrolliert biologischen Angebot greift.

Im Gegensatz zu herkömmlichem Futter erfüllt das Biofutter strenge gesetzliche Normen: Das Fleisch im Futter stammt aus artgerechter Tierhaltung, bei der die „Nutztiere“ Auslauf haben und in Gruppen leben. Die pflanzlichen Zusätze des Biofutters, wie Getreide, Gemüse und Obst, gedeihen gen-unmanipuliert, ohne synthetische Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger auf dem Bio-Acker.

„Je weniger Schadstoffe im Futter, desto besser für die Gesundheit des Tieres“, fasst Stephan Engelhardt, Inhaber eines Bio-Tiernahrungsvertriebs, die Prinzipien der Biofutter-Herstellung zusammen. „Dabei kommen die kontrolliert biologischen Produkte letztendlich nicht nur der Gesundheit und dem Wohlbefinden des Heimtieres, sondern auch dem Portemonnaie des Tierhalters zugute“, sagt Engelhardt.

Der Besitzer eines Online-Heimtiermarkts befindet, der augenscheinlich höhere Preis der Bio-Tiernahrung sei ein Trugschluss: tatsächlich sei Bio-Futter sogar preiswerter als herkömmliche Tiernahrung.

„Im direkten Vergleich zur Bio-Tiernahrung benötigt man beim Kauf herkömmlichen Standard-Hundefutters, der Fütterungsempfehlung des Herstellers folgend, die doppelte Menge. Das Bio-Futter ist für das Tier nahrhafter und sättigender“, sagt Engelhardt. Folglich relativiere sich der Preis der Bio-Tiernahrung.

Die Verbrauchsdifferenz führen die Biofutter-Hersteller auf die andersartige Zusammensetzung der Futtermittel zurück: Im Unterschied zur Herstellung herkömmlicher Tiernahrungsmittel verzichtet man bei der Produktion von Biofutter auf die Verarbeitung minderwertiger „Fleischnebenprodukte“. Diese machen bei Schlachttieren anteilig etwa 50 Prozent ihres Körpergewichts aus und können generell als für den menschlichen Verzehr ungeeignet eingestuft werden .

Bei „Nebenprodukten“, wie sie im Nachweis der auf den Tierfutterverpackungen angegebenen Inhaltstoffe genannt werden, handelt es sich um sonst teuer zu entsorgende, daher preiswerte Schlachtabfälle wie Hufe, Blut, Därme, Federn, Hörner, Köpfe oder auch Urin. Sicherlich gehören diese zum Teil traditionell auf den Speiseplan unserer Haustiere, jedoch sind sie nährstoffarm und – gerade wenn in größeren Mengen zugefüttert – nur schwer verdaulich. Dennoch ist bei herkömmlichem Tierfutter bis zu 70 Prozent des Inhalts „Nebenprodukt“. Repräsentative Studien oder unabhängige Preisvergleiche finden sich leider zu dem recht jungen Segment Bio-Tierfutter noch nicht. Stephan Engelhardt ermutigt die Tierbesitzer, einmal „probehalber“ auf Bio-Tierkost umzustellen. „Jeder, der seinem Tier etwas Gutes tun will, soll die Erfahrung selbst machen.“

Das Angebot umweltverträglicher Waren ist auch in diesem Produktsegment bereits fast flächendeckend: Von Hundefutter über Vogelsand bis hin zum Floh-Mittel – die Palette ist riesengroß. Mittlerweile bieten zudem nicht nur Fachmärkte sondern auch Supermärkte und Discounter ökologisch korrekte Produkte für Bello, Mietzi und Butschi an.

Doch Vorsicht! Nicht überall, wo „Bio“ draufsteht, ist auch Bio drin: Bis dato ist die Bezeichnung „Bio“ für Heimtiernahrung nicht rechtlich geschützt. Das bekannte grüne, sechseckige Bio-Siegel darf ausdrücklich nicht für Heimtiernahrung verwendet werden. Wie die Bio-Qualität der Haustiernahrung gewährleistet werden soll, ist somit für den Käufer häufig undurchsichtig. Einige Futtermittelhersteller lassen ihre Produkte regelmäßig durch unabhängige Institute prüfen. Von diesen erhalten sie ein zertifiziertes Anbauverbandssiegel, das für den Produktinhalt aus kontrolliert biologischen Anbau bürgt, darunter die Anbauverbände „Bioland Heimtierfutter“, „Bio Kreis“ und „Demeter“.