WAS MACHT EIGENTLICH ...der gemeine Fußgänger?
: Er lebt gefährlich

Jetzt, wo sich die Tiere im Berliner Zoo – Gott sei’s gedankt – endlich wieder prächtig vermehren, der biologische Fortbestand also völlig gesichert ist, ist es an der Zeit, sich einmal einer wirklich bedrohten Art zuzuwenden: dem gemeinen Fußgänger.

Der hat es im Winter besonders schwer. „Bei Schnee und Eisglätte in der Hauptstadt als Fußgänger unterwegs zu sein, ist beschwerlich und gefährlich“, sagte gestern Bernd Herzog-Schlagk, Geschäftsführer des Verbandes Fuss e. V. Die Lobbygruppe, bezeichnenderweise ausgestattet mit einer Geschäftsstelle in der Exerzierstraße 20, ist so etwas wie der ADAC der Autolosen. In einem Interview erzählte Herzog-Schlagk von Berlinern, die „auf spiegelglatten Bürgersteigen schlittern und Schneeberge überwinden“.

Das klingt irgendwie witzig. Also raus auf die Straße und … schlitter … rutsch … auauau! Lang gestreckt auf dem Fußweg liegend wird einem klar: Der Herr von der Fuß-Lobby hat ziemlich Recht mit seinem Gezeter. Bei Schnee wird der Berliner Fußgänger zur nicht überlebensfähigen evolutionären Spezies.

Der Verbandschef hat die Schuldigen für das Dilemma gefunden (die Stadtreinigung) und fordert die Fußgänger zum Protest auf. Bleibt nur noch eine Frage: Wenn Studenten protestieren, indem sie nicht in die Vorlesung gehen, und Menschen, die das Sozialticket wieder wollen, indem sie nicht mehr für die U-Bahn zahlen – wen oder was bestreiken dann Fußgänger? BHÜ FOTO: AP