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: Wachsamkeit statt Wachschutz

Alle zweieinhalb Tage wird ein Angestellter der Berliner Verkehrsbetriebe schwer verletzt. Die Blessuren, die zu mindestens drei Tage Krankschreibung führen, sind nicht etwa auf Arbeitsunfälle zurückzuführen. Sie werden den Tram-, U-Bahn- und Bus-Fahrern vielmehr von aggressiven Fahrgästen beigebracht. Die Statistik zeigt: Kunden, die mit Fäusten, Messern und Steinen in öffentlichen Verkehrsmitteln randalieren, sind eine ernst zu nehmende Gefahr für jeden Fahrer. Sollen deshalb nachts uniformierte Wachmänner mitfahren, wie BVG-Chef Andreas Sturmowsky fordert? Nein – nicht nur, weil das Land dafür kein Geld hat.

KOMMENTAR VON NINA APIN

Es ist naiv, spontan ausbrechender Gewalt mit angeheuerten Prügelknaben beikommen zu wollen. Der bloße Anblick einer Uniform wird einen extrem gewaltbereiten oder betrunkenen Mitfahrer kaum zur Räson bringen. Um zu verhindern, dass die Sicherheitskräfte bloß zur neuen Zielscheibe für Aggression werden, müsste man sie auch mit Waffen ausstatten. Ein solches Hochrüsten würde die Atmosphäre aber nicht verbessern. Sinnvoller ist es, die BVG-Fahrer mittels Abtrennungen vor den Fahrgästen zu schützen, wie es bald zumindest in den neuen Bussen sein wird.

Eine Plastikscheibe macht es Gewalttätern schwer, im Affekt einen Fahrer zu verletzen. Die Verbannung roher Gewalt aus den öffentlichen Verkehrsmitteln kann sie allerdings auch nicht leisten. Das können, so altmodisch das klingt, nur alle zusammen: Die Angreifer sind immer in der Minderzahl. Statt den Umgang mit ihnen an bezahlte Spezialisten zu delegieren, sollten Fahrgäste Mut zeigen. Und anderen Mitfahrern oder dem Busfahrer zu Hilfe kommen. Dem vielzitierten subjektiven Sicherheitsgefühl wäre praktizierte Zivilcourage zuträglicher als eine Busfahrt unter der Aufsicht Uniformierter. Denn beim Nachhauseweg können die professionellen Beschützer nicht mehr helfen. Wohl aber die Hilfsbereitschaft ganz normaler Passanten.